Landau: „Das massenweise Sterben im Mittelmeer ist eine Schande für Europa.“

Landau: „Das massenweise Sterben im Mittelmeer ist eine Schande für Europa.“ Caritas Präsident fordert anlässlich aktueller Flüchtlingstragödie dringend Reform des europäischen Asylsystems.


Zwei Tage nach dem Untergang eines Flüchtlingsbootes vor der libyschen Küste werden im Mittelmeer nach Angaben von Überlebenden noch bis zu 400 Menschen vermisst. Es wäre eine der schlimmsten Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer, seit im Oktober 2013 mehr als 360 Menschen vor der italienischen Insel Lampedusa ertranken. Im vergangenen Jahr kamen rund 170.000 Flüchtlinge über Italien in die Europäische Union. Mehr als 3.000 Menschen starben bei dem Fluchtversuch in der Hoffnung auf ein sicheres Leben. 


Michael Landau: „Will die EU glaubwürdig bleiben, muss sie dringend eine auf Menschenrechten basierende, gemeinsame Strategie zum Flüchtlingsschutz umsetzen. Wer Schleppern das Handwerk legen will, muss Menschen auf der Flucht die Möglichkeit geben, legal Europa zu erreichen. Die aktuelle Abwehrpolitik wird die EU nicht weiterbringen, die weltweite Situation nicht ändern und die betroffenen Menschen nicht schützen. Hier braucht es Wille und Mut – zu Solidarität, zur Einhaltung von Menschenrechten, zu innovativer Politik. Die Save-Lives Initiative der österreichischen Regierung ist nur ein erster Schritt. Vorrangig gilt es aber, Menschen nicht ertrinken zu lassen, die Initiative Mare Nostrum hat geholfen und wäre weiterhin dringend nötig!“


Papst Franziskus hat immer wieder gesagt, das Mittelmeer darf kein großer Friedhof werden - in der Zwischenzeit ist es längst zum Massengrab geworden. Nach Schätzungen internationaler Organisationen ertranken in den vergangenen 15 Jahren alleine im Mittelmeer mindestens 20.000 Menschen. Die Dunkelziffer dürfte bedeutend höher sein.


Für das laufende Jahr rechnen die Behörden noch einmal mit einem starken Anstieg der Flüchtlingszahlen. Bis heute sind über 18 000 Menschen angekommen, und in den Sommermonaten ist in der Regel eine deutliche Zunahme zu verzeichnen. 


„Um das Sterben im Mittelmeer auf lange Sicht hin zu beenden, braucht es dringend einen effektiven Zugang zu Flüchtlingsschutz in der EU über sichere und legale Wege, etwa durch mehr Resettlementplätze, Visa-Möglichkeiten und/oder Antragsmöglichkeiten im Aufenthaltsstaat unter rechtsstaatlichen Bedingungen. Denn Asyl ist ein Menschenrecht. Die Migrationspolitik der EU muss insgesamt neue Wege finden. Abschottung nach außen ist keine Lösung“, und Landau weiter: „Hinzu kommt, dass die Flüchtlingsproblematik nicht vom Himmel gefallen ist. Der Bürgerkrieg in Syrien tobt nun schon seit 2011. Es war schon länger absehbar, dass viele Menschen aus Verzweiflung fliehen müssen. Wir brauchen ein System, das Menschenleben rettet und nicht eines, das dabei zusieht, wie Menschen sterben!“