Caritas zu Integrationsbericht: „Zelte kein Ausdruck gelebter Willkommenskultur“

Caritas fordert Sprachkurse und Integrationsmaßnahmen von Anfang an.

"Der neue Integrationsbericht macht deutlich, dass für Flüchtlinge in Österreich mehr getan werden muss. Zelte ersetzen keine Asylpolitik und sie sind in weiterer Folge auch kein geeignetes Signal für gelungene Integration. Wir müssen heute schon an morgen denken und Menschen, die nach ihrer Flucht nach Österreich gelangt sind, Perspektiven eröffnen. Gerade wenn ich an syrische Flüchtlinge denke, benötigen wir eine gelebte Willkommenskultur: mehr Sprachkurse und weiter reichende Integrationsmaßnahmen - und zwar von Anfang an", so Caritas Präsident Michael Landau anlässlich der heutigen Präsentation des Berichts durch Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz.

 

 

Sprachkurse für gesellschaftliche Teilhabe 

 

"Deutschkenntnisse sind ein wichtiger Schlüssel für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Teilhabe in Österreich. Wir brauchen ausreichend Deutschkurse in den benötigten Sprachniveaus. Es ist in unser aller Interesse, schutzsuchende Menschen durch flächendeckende Integrationsangebote in die Mitte der Gesellschaft zu holen", unterstützt Landau die Forderung des Expertenrates für Integration nach Deutschkursen auch für ältere AsylwerberInnen.

 

"Sofern ein Kind die geplanten separaten Deutschklassen maximal ein Jahr besuchen soll und eine flexible Handhabung mit der Möglichkeit eines früheren Wechsels in das Regelschulsystem besteht, ist dieser Zugang sinnvoll", so Landau. "Denn jedes Kind hat das Recht auf Bildung und jedes Kind muss auf die Bildungsreise mitgenommen werden. Die deutsche Sprache ist eine wichtige Voraussetzung, um dem Regelunterricht folgen zu können. Wichtig ist, dass die Kinder bereits mit ihrer Ankunft in Österreich unterrichtet werden. In den Sommermonaten soll dieser Unterricht mit einem Freizeitprogramm bis zum Schulstart stattfinden. Jeder Tag, der hier ungenützt verstreicht, ist ein verlorener Tag."

Die Caritas begrüßt auch die Forderungen nach einem zweiten, kostenlosen, und bei Bedarf verpflichtenden Kindergartenjahres für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund. "Hier gibt es seit geraumer Zeit Konsens innerhalb der Regierungsparteien. Umgesetzt wurde das Projekt jedoch noch immer nicht. Kindergärten müssen als Bildungseinrichtungen verstanden werden - als Orte, an denen die deutsche Sprache früh und spielerisch vermittelt werden kann", so Michael Landau. "Das Ziel muss es sein, auf qualitativ hohem Niveau nicht nur die sprachlichen, sondern auch die motorischen, sozialen sowie emotionalen Kompetenzen der Kinder zu fördern. Dazu braucht es einerseits mehr Personalressourcen und anderseits ein österreichweit einheitliches Qualitätsrahmengesetz. Die Schnittstelle zwischen Kindergarten und Volksschule muss verbessert und auch die Erstsprache von Kindern mit Migrationshintergrund gefördert werden, denn gerade Mehrsprachigkeit ist eine wichtige Kompetenz am Arbeitsmarkt im späteren Leben."

 

 

Bessere Chancen für Flüchtlinge am Arbeitsmarkt 

 

 

 

"Den Zugang zum Arbeitsmarkt durch Kompetenzchecks beim Arbeitsmarktservice zu erleichtern, wird von der Caritas begrüßt. Landau: "Arbeit und gesellschaftliche Teilhabe sind die beste Form der Integration. Flüchtlinge brauchen insbesondere bei der Anerkennung von Bildungsabschlüssen und informellen Kompetenzen Hilfe, um ihrem Bildungsgrad entsprechende Arbeit zu finden. Als Caritas sind wir weiterhin überzeugt: Wer legal in diesem Land lebt, soll auch legal hier arbeiten dürfen."

 

"Integration ist mehr, als ZuwanderInnen einen Katalog von Pflichten zu übergeben. Integration bedeutet das Eröffnen einer neuen Heimat. Nur, wenn zugewanderte Menschen gleiche Teilhabechancen haben, werden sie sich der neuen Heimat verbunden fühlen. Zu einer solchen Willkommenskultur, die ich für ein wichtiges Ziel halte, ist aber noch viel zu tun", so der Caritas Präsident.

(Presseaussendung 16.7.2015)