„Sterbende jetzt nicht alleine lassen!“

Caritas legt Drei-Punkte-Plan für neues Hospizforum vor: „Sterbende jetzt nicht alleine lassen!“
Klasnic, Pittermann-Höcker, Landau: „Die Empfehlungen der parlamentarischen Enquete-Kommission müssen nun rasch Wirklichkeit werden.“ Caritas legt Drei-Punkte-Plan vor.

Vor einem Jahr brachte die parlamentarische Enquete-Kommission „Würde am Ende des Lebens“ 51 Empfehlungen für den Hospiz- und Palliativbereich im Nationalrat ein. Ein Jahr später fordern nun Caritas Präsident Michael Landau und die designierten Präsidentinnen des neuen Hospiz- und Palliativforums, Waltraud Klasnic und Elisabeth Pittermann-Höcker, ausstehende Reformschritte ein. Landau: „Die Einrichtung des Hospiz- und Palliativforums ist ein zwar später, aber doch ein sehr erfreulicher und wichtiger Schritt. Mit Waltraud Klasnic und Elisabeth Pittermann-Höcker wurden zwei erfahrene und engagierte Persönlichkeiten als Vorsitzende gewonnen. Nun geht es darum, den Hospiz- und Palliativbereich in Österreich weiter zu stärken und eine leistbare und allgemein zugängliche mobile und stationäre Versorgung sicherzustellen. Österreichweit ist die Hospiz- und Palliativversorgung bis heute nur zu ungefähr 50 Prozent umgesetzt. Und noch immer hängt es maßgeblich von Spenden ab, dass Betroffene jene Versorgung erhalten, die sie dringend benötigen. Hier müssen wir handeln: Denn Menschen am Ende ihres Lebens haben keine Zeit mehr zu verlieren.“

Bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt in ihrer neuen Funktion bekannten Klasnic und Pittermann-Höcker: „Der Parlamentsbeschluss vom März 2015 war einstimmig, ebenso der Regierungsbeschluss im Ministerrat im Dezember. Beides ist die Basis unserer Arbeit, die wir nun aufnehmen werden. Das Ziel ist vorgegeben: die Umsetzung der flächendeckenden Hospiz- und Palliativversorgung bis 2020“, so Klasnic, die schon bisher Präsidentin des Dachverbands Hospiz war. Pittermann-Höcker ergänzte: „Die Hospiz- und Palliativversorgung muss in Österreich für alle, die es brauchen, leistbar, erreichbar und zugänglich sein. Dazu müssen wir Kompetenzen und Finanzierung klären. Das Forum ist eine Plattform, von der wir hoffen, dass das gelingen kann."

Caritas legt Drei-Punkte-Plan vor

Landau nutzte die Gelegenheit, um mit Nachdruck jene drei Punkte zu fordern, die nun aus Sicht der Caritas am dringlichsten anstehen. „Die parlamentarische Enquete-Kommission hat im Vorjahr 51 Empfehlungen verabschiedet. Als Caritas halten wir drei davon für absolut prioritär.“

  1. „Versorgungslücken schließen“: Die Caritas tritt gemeinsam mit dem Dachverband Hospiz und anderen seit langem dafür ein, dass die Hospiz- und Palliativversorgung in Österreich flächendeckend umgesetzt wird. Landau: „Als Caritas sagen wir ganz deutlich: Die Versorgungslücken für Menschen am Ende ihres Lebens müssen rasch geschlossen werden. Das Zusammenwirken zwischen Bund, Länder und Sozialversicherungsträgern muss optimiert werden. Derzeit ist der Bedarf nur zu 50 Prozent gedeckt. Hier sind entschiedene Schritte nötig.“-
  2. „Regelfinanzierung sichern“: Bis heute sind die Zuständigkeiten für die Finanzierung der Hospiz- und Palliativangebote in jedem Bundesland anders geregelt und auch in keiner Weise abgesichert. Eine österreichweite Regelfinanzierung haben bisher nur Palliativstationen, alle anderen Dienste und Einrichtungen haben das nicht. Landau: „Im Jahr 2016 würde zu Recht niemand auf die Idee kommen, um Spenden zu bitten, damit jemand mit einer gebrochenen Hand im Spital behandelt werden kann. Umso unverständlicher ist es, dass dies bei schwer kranken Menschen am Ende ihres Lebens nach wie vor der Fall ist. Klar ist, dass die Begleitung Sterbender in Zukunft nicht mehr von Spenden abhängen darf. Das kann und muss sich ändern – und zwar nicht nur für neue, sondern gerade auch für bereits bestehende Angebote. Wir benötigen bis zum Jahr 2020 eine Regelfinanzierung für alle Bausteine der spezialisierten Hospiz- und Palliativversorgung in allen Bundesländern.“
  3. „Rechtsanspruch sicherstellen“: Unklar ist bis heute, wie ein möglicher Rechtsanspruch auf Hospiz- und Palliativversorgung im mobilen Bereich bzw. außerhalb des Krankenhauses umgesetzt wird. Landau: „Die BürgerInnen dieses Landes müssen einen solchen Rechtsanspruch auf Betreuung durch Hospiz- und Palliativeinrichtungen haben. Nur so wird sichergestellt, dass jeder Mensch am Ende seines Lebens jene Begleitung und Versorgung erhält, die er oder sie benötigt.“ Konkret fordert die Caritas, dass ein solcher Rechtsanspruch im Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz (ASVG) verankert wird. „Das ASVG hat bisher lediglich die Zielgerade der Heilung, es braucht aber auch die Zielgerade der Palliativversorgung. Das heißt, wenn wir dies nicht im ASVG verankern, dann wird es einfach nicht geschehen.“

25.000 Menschen in 27 Jahren

In den vergangenen 27 Jahren hat das Mobile Hospiz der Caritas knapp als 25.000 Menschen kostenlos dort begleitet, wo sie den letzten Lebensweg meist am liebsten zurücklegen: Zuhause, im Kreis der Familie. Allein im Vorjahr haben die MitarbeiterInnen – Freiwillige wie Hauptamtliche – 2.343 Menschen in Wien und Niederösterreich betreut. Möglich ist diese Arbeit nur, weil sie von so vielen Freiwilligen getragen wird. Möglich ist sie nur, weil es Spenderinnen und Spender gibt, die wissen, dass diese Begleitung zählt.

 

(Presseaussendung 25.3.2016)