Caritas: Jetzt nicht auf die Not der Österreicherinnen und Österreicher vergessen!

Landau: „Jedes 4. Kind ist armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Es muss jetzt unser oberstes Ziel sein, Armut zu bekämpfen und den sozialen Zusammenhalt zu stärken!“

„Mehr als 1, 5 Millionen Menschen in Österreich sind von Armut betroffen oder laufen Gefahr, aus wirtschaftlichen Gründen sozial ausgegrenzt zu werden“, zeigt sich Caritas Präsident Michael Landau angesichts des jüngsten Armutsberichts der Statistik Austria besorgt. Laut Statistik sind 22 Prozent (380.000) der unter 20-jährigen in Österreich armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche aus Ein-Eltern-Haushalten, Familien mit drei und mehr Kindern sowie Menschen mit Migrationshintergrund. „Konkret heißt das, dass Familien keine Waschmaschine oder kein Telefon oder Geld für unvorhergesehene Ausgaben haben bzw. im Winter nicht ausreichend heizen können“, so Landau und weiter: „Einmal mehr zeigt diese Statistik den Zusammenhang zwischen Armutsgefährdung und Bildungsniveau. Während ein Mensch mit maximal Pflichtschulabschluss eine 28 Prozentige Armutsgefährdungsquote aufweist, halbiert sich diese Quote mit Abschluss einer Lehre oder mittleren Schule.“ 

Caritas warnt vor Kürzung der Mindestsicherung 

 

„Die aktuellen Daten machen klar: Wir dürfen bei der Armutsvermeidung nicht nachlassen. Die Mindestsicherung ist das letzte soziale Netz, wer hier von einer sozialen Hängematte spricht, hat vom wirklichen Leben der Menschen und auch von den Bedingungen zur Mindestsicherung keine Ahnung. Es ist schwer genug, mit Mindestsicherung die Kosten des täglichen Lebens bestreiten zu können. Hier darf nicht gekürzt werden. Im Gegenteil: Gerade Alleinerziehende Familien brauchen mehr Unterstützung. Es wird für das Bundesheer mehr Ressourcen geben, und auch mehr Geld für die Polizei. Aber wir brauchen auch mehr Mittel für den sozialen Frieden und den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Das ist in der derzeit herausfordernden Situation das Gebot der Stunde“, appelliert Caritas Präsident Michael Landau an die Verantwortungsträger in Landes- und Bundespolitik. 

 

Strukturelle Reformen statt Kürzungen 

 

Landau: „Wir wissen aus der Praxis: Die Menschen wollen arbeiten und das Ziel muss es sein, dass Menschen für sich selbst sorgen können. Daher brauchen wir Arbeitsplätze und Löhne, von denen man leben kann, leistbaren Wohnraum und den Zugang zu Bildung. Den Schulen muss dringend mit Unterstützungspersonal, wie SozialarbeiterInnen, Förderlehrkräften oder PsychologInnen geholfen werden.“ 

Die Caritas fordert auch die Entlastung des Faktors Arbeit und weit mehr Engagement für mehr Arbeitsplätze: „Ich vermisse kreative Wege, um den Menschen Arbeitsmöglichkeiten zu geben. Wir brauchen einen besseren Übergang vom BMS-Bezug zur Beschäftigung und mehr Investitionen in die Ausbildung der betroffenen Menschen.“ Bei 476.000 arbeitslosen Menschen und 35.000 sofort besetzbaren Arbeitsstellen sei es müßig, über Arbeitsanreize durch Kürzungen der BMS zu sprechen, so Landau weiter.

 

Nicht eine Not gegen die andere ausspielen

 

„Natürlich ist es eine Herausforderung, mit der Zunahme an anerkannten Flüchtlingen auch die wachsenden Ausgaben in der Mindestsicherung zu bestreiten. Aber angesichts der Tatsache, dass der Anteil der Mindestsicherung bei 1 % der gesamten Sozialausgaben des Landes beträgt, ist diese Herausforderung sicher bewältigbar. Es darf nicht sein, dass Flüchtlinge jetzt zu Sündenböcken für die Kürzung der BMS gemacht werden. Wir dürfen eine Not nicht gegen die andere ausspielen“, so Landau und weiter: „Vielmehr muss uns bewusst sein, dass die Mindestsicherung durch eine verbesserte Anbindung an die Arbeitsmarktpolitik ein wichtiger Integrationsmotor sein kann. Die rechtlichen Voraussetzungen dafür sind jetzt schon gegeben, wir müssen sie nur zielstrebig umsetzen.“

 

So hilft die Caritas 

 

Die Caritas hilft österreichweit in 9 Mutter-Kind Häuser oder Wohngemeinschaften, mit 38 Einrichtungen für obdachlose Menschen und in 36 Sozialberatungsstellen. In Caritas Sozialberatungsstellen haben im vergangenen Jahr 70.000 Menschen Hilfe gesucht und auch gefunden.

 

(Presseaussendung 14.4.2016)