Schule für syrische Flüchtlingskinder in Kairo, Foto mit Caritas-Präsident Michael Landau und Schuldirektor Amir Shahla

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Flüchtlinge in Ägypten - Syrische Schulen bieten ein Stück Heimat

Kinder haben in staatlichen Schulen in Ägypten oft Schwierigkeiten. Das Watan Center in der Nähe von Kairo ist auch eine Anlaufstelle für Eltern.

Auszüge aus APA-Aussendung vom 2. September 2016

Der kleine Riad singt. Es ist ein herzergreifendes Lied über seine verlorene Heimat, "alwatan". Über die Heimat Syrien, aus der er und seine Familie nach Ägypten flüchten mussten. Heute geht er in eine Schule, die ebenfalls Watan heißt - und den syrischen Flüchtlingskindern ein Stück Heimat zurückgeben will.

Das Watan Center im Kairoer Vorort 6th October City, das eine Schule und einen Kindergarten beherbergt, ist im ersten Stock eines Wohn- und Geschäftsgebäudes untergebracht. Die spärlich eingerichteten Räume sind liebevoll ausgemalt und mit Papierfiguren dekoriert, der Boden blitzt vor Sauberkeit. Man merkt das Bemühen, auch mit wenigen Mitteln den Kindern eine angenehme Umgebung zu bieten.

Das Watan Center in Kairo

Caritas Präsident Michael Landau mit syrischen Flüchtlingskindern in der Schule

Caritas-Präsident Michael Landau im Gespräch mit Schuldirektor Amir Shahla

Pressereise Ägypten - Schule in Kairo

Schuldirektor Amir Shahla

Syrische Kinder dürfen in die Schule gehen

Syrische Kinder dürfen zwar die Schule besuchen - was Flüchtlingen aus anderen Ländern, mit Ausnahme des Sudan, versagt bleibt -, doch sind sie dort vielen Schwierigkeiten unterworfen. "Unsere Kinder verstehen den ägyptischen Dialekt nicht, es ist schwierig für sie, dem Unterricht zu folgen. Außerdem werden sie abgelehnt und diskriminiert", erzählen die Syrer im Watan Center. Daher bevorzugen viele von ihnen eher die selbst gegründeten syrischen Schulen. Die Schüler müssen dabei an einer ägyptischen staatlichen Schule gemeldet werden und legen dort am Ende jedes Schuljahres externe Prüfungen ab.

 

Bilder malen gegen Traurigkeit

Noch eine Überlegung spielt eine Rolle bei der Entscheidung für eine syrische Schule: Die ägyptischen Lehrer können oft nur schwer nachvollziehen, was die Kleinen bereits durchgemacht haben. So wie jene Kindergartenkinder, die an diesem Vormittag im Watan Center Bilder ausmalen und bekleben. Diese Tätigkeit soll ihnen helfen, ihre Traurigkeit und ihre Traumata auszudrücken und zu verarbeiten. Eine Kindergärtnerin zeigt auf einen kleinen Buben: "Malek ist blitzgescheit, aber oft fängt er unvermittelt zu weinen an." Auch der Gesang des etwa zehnjährigen Riad über seine Heimat drückt einen Schmerz aus, der einem auch dann die Tränen in die Augen treibt, wenn man kein Arabisch versteht. Einen Moment der unbeschwerten Fröhlichkeit bietet dagegen der Tanzauftritt einer Gruppe kleiner Mädchen in türkisen Tutus, der vom Publikum begeistert beklatscht wird.

 

Auch Anlaufstelle für Eltern

Das Watan Center hilft aber nicht nur den Kindern, sondern bietet auch den Eltern eine Anlaufstelle. Rund zwanzig Mütter lauschen an diesem Vormittag gespannt einem Vortrag über Kindererziehung. Es geht um Aufmerksamkeit, Zuwendung, Geduld: Schwierige Aufgaben für die Eltern angesichts der materiellen Schwierigkeiten, der alltäglichen Unsicherheit, vieler Herausforderungen - und auch der Sorge um Angehörige, die entweder noch in Syrien verblieben oder auch mit einem Boot nach Europa geflüchtet sind.