Drei-Punkte-Plan für Hospiz-Bereich

Caritas legt Drei-Punkte-Plan für Hospiz-Bereich vor. Versorgung in Österreich derzeit nur zu knapp 50 Prozent gedeckt. Landau: „Ausbau. Regelfinanzierung. Rechtsanspruch. Darf nicht von Spenden abhängen, dass Menschen am Ende ihres Lebens Hilfe erhalten!“

„Jeder Sterbende ist ein Lebender – und zwar bis zuletzt! Doch in Österreich wird diesem Gedanken auch im Jahr 2017 noch immer zu wenig Rechnung getragen“, betonte Caritas Präsident Michael Landau am Dienstag. Bei einem Pressertermin mit dem Wissenschaftsjournalisten und Filmemacher Kurt Langbein sowie mit Konstanze Kropatschek, einer Ärztin des Mobilen Caritas Hospizes, machte Landau auf notwendige Reformen im Hospiz-Bereich aufmerksam: „In den vergangenen zwei Jahren haben die österreichische Bundesregierung und mit ihr alle im Parlament vertretenden Parteien bereits wichtige und sehr ermutigende Schritte gesetzt. Doch die Betroffenen benötigen langfristige und tragfähige Lösungen. In Österreich werden Menschen am Ende ihres Lebens nach wie vor vielfach im Stich gelassen – Kinder, ebenso wie ältere Menschen. Die Hospiz- und Palliativversorgung ist bis heute nur zu ca.  50 Prozent gedeckt. Und noch immer hängt es maßgeblich von Spenden ab, dass Betroffene jene Versorgung erhalten, die sie dringend benötigen. Hier müssen wir handeln!“ 

Der Drei-Punkte-Plan

Die parlamentarische Enquete-Kommission hat vor zwei Jahren bereits 51sinnvolle Empfehlungen für den Hospiz- und Palliativbereich verabschiedet – ein Hospiz- und Palliativforum wurde ins Leben gerufen und erste Finanzierungszusagen wurden gemacht – doch Landau, Kropatschek und Langbein nutzten die Gelegenheit, um nun auf drei konkrete Reformschritte zu drängen: „Denn Menschen am Ende ihres Lebens haben keine Zeit mehr zu verlieren!“  

„Flächendeckender Ausbau bis 2020“

Faktum ist:  Derzeit ist der Bedarf im Hospiz- und Palliativbereich nur zu ca. 50 Prozent gedeckt. Es mangelt an Hospiz- und Palliativbetten, an stationären und an Tageshospizen in fast allen Bundesländern. Landau: „Die Nachfrage nach einer Begleitung am Ende des Lebens übersteigt das Angebot bei weitem! Das Ziel ist klar: Wir benötigen bis zum Jahr 2020 eine flächendeckende Hospiz- und Palliativversorgung in ganz Österreich!“ Landau verweist in diesem Zusammenhang auf Zahlen des Dachverbands Hospiz, wonach in Österreich derzeit etwa 120 zusätzliche Palliativ- und rund 170 zusätzliche stationäre Hospizbetten fehlen. „Das Zusammenwirken zwischen Bund, Ländern und Sozialversicherungsträgern muss optimiert werden!“ Und Konstanze Kropatschek betonte: „In Wien würden wir uns schon lange wünschen, das Tageshospiz der Caritas nicht nur an zwei, sondern an 4 bis 5 Tagen in der Woche öffnen zu können. Doch das Projekt ist wie andere zu 100 Prozent mit Spendengeldern finanziert. Eine Ausweitung der Öffnungszeiten war bislang nicht möglich.“  

„Regelfinanzierung sichern“

Faktum ist: Der Hospiz- und Palliativbereich ist in Österreich bis heute maßgeblich auf Spenden angewiesen. Landau: „Heute würde zu Recht niemand auf die Idee kommen, um Spenden zu bitten, damit jemand mit einer gebrochenen Hand im Spital behandelt werden kann. Umso unverständlicher ist es, dass dies bei schwer kranken Menschen am Ende ihres Lebens nach wie vor der Fall ist.“ Landau lobte zwar die Tatsache, das im Rahmen des Finanzausgleichs nun zusätzliche Mittel für den Hospizbereich bereitgestellt werden, er betonte aber gleichzeitig: „Unsere Bitte lautet, dass die politisch Verantwortlichen nun die Zeit nutzen, um eine langfristige Lösung zu erzielen. Denn gestorben wird auch über das Jahr 2021 hinaus. Die Forderung ist klar: Bund, Länder und Sozialversicherungsträger müssen die Angebote der Hospiz- und Palliativdienste in eine Regelfinanzierung überführen. Nicht nur für Angebote, die jetzt neu geschaffen werden, sondern auch jene, die bis heute nur von Spenden am Leben gehalten werden.“ 

„Rechtsanspruch sicherstellen“

Faktum ist: Die BürgerInnen des Landes haben keinen Anspruch auf professionelle Begleitung am Ende ihres Leben. So wie die Caritas unterstützt auch Wissenschaftsjournalist und Filmemacher Kurt Langbein einen Rechtsanspruch auf hospizliche und palliative Versorgung: „Ein solcher Rechtsanspruch im Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz (ASVG) wäre wohl Garant dafür, dass jeder Mensch – egal ob jung oder alt – am Ende seines Lebens jene Begleitung und Versorgung erhält, die er oder sie dringend benötigt.“ Außerdem wäre es laut Langbein hoch an der Zeit, die Grundsätze von Hospiz- und Palliative-Care in das gesamte österreichische Gesundheits- und Sozialwesen zu integrieren. „Der Tod sollte auch in der Medizin und etwa auch im Pflegebereich als das erkannt werden, was er ist: Als ein Teil des Lebens. Diese Wirklichkeit muss auch in Aus- und Fortbildung von Gesundheits- und Sozialberufen stärker berücksichtigt werden!“ 

30.000 Menschen in 28 Jahren

In den vergangenen 28 Jahren hat das Mobile Hospiz der Caritas knapp als 30.000 Menschen kostenlos dort begleitet, wo sie den letzten Lebensweg meist am liebsten zurücklegen: Zuhause, im Kreis der Familie. Allein im Vorjahr haben die MitarbeiterInnen – Freiwillige wie Hauptamtliche – 2.467 Menschen in Wien und Niederösterreich betreut. Möglich ist diese Arbeit nur, weil sie zum einen von so vielen Freiwilligen getragen wird und zum anderen, weil es Spenderinnen und Spender gibt, die wissen, dass diese Begleitung zählt.

 

(Presseaussendung Caritas Wien 11.4.2017)