Südsudan: "Die Katastrophe schlägt zweimal zu"

Hilfsorganisationen appellieren seit Monaten: Die Situation im jüngsten Staat der Welt, dem Südsudan, ist äußerst prekär, 100.000 Menschen sind derzeit unmittelbar vom Hungertod bedroht. "Im Südsudan hat die Krise doppelt zugeschlagen", sagt Caritas-Helferin Helene Unterguggenberger im Gespräch mit der APA. Die Situation beschreibt die Kärntnerin als "absolut dramatisch".

12,5 Millionen Menschen im Südsudan von Hunger bedroht

Einerseits sind die 12,5 Millionen Menschen in dem afrikanischen Land von einer Hungersnot betroffen, die die gesamte Region Ostafrika (Somalia, Äthiopien, Uganda, Kenia) aufgrund der lang anhaltenden Dürre erlebt. Andererseits herrscht ein Bürgerkrieg, der "jeden Tag Tausende Opfer fordert", so Unterguggenberger. Besonders instabil ist der Norden, aber alle Regionen seien von laufenden Ausschreitungen betroffen, "es herrscht überall Unsicherheit", erzählt die 47-Jährige.

Unterguggenberger hält sich derzeit im Süden des Landes auf. Im Bundesstaat Eastern Equatoria im Südwesten sind durchschnittlich zehn bis 15 Prozent der Bevölkerung akut unter- bzw. mangelernährt. Besonders die Kinder würden "ganz massive Zeichen von Mangel- und Unterernährung aufweisen". Im Bundesstaat Unity wird ein Großteil der Regionen von der internationalen Gemeinschaft als "humanitärer Notfall" eingestuft - mehr als 15 Prozent leiden dort unter Mangel-bzw. Unterernährung. 100.000 Menschen sind aktuell von der Hungersnot betroffen, die die Vereinten Nationen Ende Februar ausrief.

Mngos und Manoik-Brei für Mütter und Kinder

In den Flüchtlingslagern, die auch von der Caritas Österreich unterstützt werden, seien bereits Kinder gestorben, berichtet Unterguggenberger. "Der Überlebenskampf der Mütter für ihre Kinder ist ungemein dramatisch", betont sie. Für die meisten Menschen in den Flüchtlingslagern seien Mangos das einzige Nahrungsmittel, "ab und zu gibt es eine Schlüssel Maniok-Brei". Auch die medizinische Versorgung sei sehr schlecht. "Wir brauchen ganz dringend Spendenmittel", sagt die Caritas-Mitabeiterin, die seit 20 Jahren für die Auslandshilfe tätig ist.

Schwierige Hilfe im Norden

Eine noch größere Herausforderung für die Hilfsorganisationen ist aber der Norden. Dort können in manchen Gebieten Nahrungsmittel nur mehr via Hubschrauber abgeworfen werden, sie sind vom Krieg am stärksten betroffen. Die Kämpfe toben bereits seit Ende 2013, nachdem ein Machtkampf zwischen dem Präsidenten Salva Kiir, der der Volksgruppe der Dinka angehört, und dessen Kontrahenten und ehemaligen Stellvertreter Riek Machar, ein Nuer, eskalierte. Die Nuer fühlen sich von der bevölkerungsstärkeren Gruppe der Dinka seit Jahren diskriminiert.

Humanitäre Hilfe und Zukunftsperspektiven

"Was die Menschen hier brauchen ist jetzt auf jeden Fall humanitäre Hilfe", erklärt Ungerguggenberger. "Wir müssen den Leuten hier auch Zukunftsperspektiven bieten." Die Caritas setzt sich deshalb auch für Bildungsförderung von Tausenden vertriebenen Kindern in Flüchtlingscamps ein - "damit diese Zeit für sie nicht verloren ist", sagt die Helferin. Klar sei aber auch: Langfristig brauche es "Friede und ein Ende der Gewalt, vor allem der Gewalt gegen Frauen und Kinder".

 

(APA 13.4.2017)