Prälat Leopold Ungar

25. Todestag von Caritas Präsident Leopold Ungar

Wir gedenken unseres langjährigen Präsidenten Leopold Ungar, dessen Todestag sich am 30. April zum 25. Mal jährt. Kardinal Christoph Schönborn feiert am Freitag, 28. April, um 18 Uhr einen Gottesdienst im Gedenken an Prälat Ungar in der Kirche St. Joseph auf dem Wiener Kahlenberg. Der gebürtige Wiener Neustädter Leopold Ungar war von 1950 bis 1988 Direktor der Caritas der Erzdiözese Wien und von 1964 bis 1991 Präsident der Caritas Österreich.

 

Geboren am 8. August 1912 als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie, studierte Leopold Ungar zunächst Jus. 1935 promovierte er zum Doktor der Rechte. Prägend für ihn war der Besuch der Lesungen seines Vorbilds Karl Kraus. Am 8. April 1935 ließ sich Ungar taufen. Im September 1935 trat er ins Priesterseminar ein. Nach dem "Anschluss" musste Leopold Ungar Österreich verlassen. Er kam nach Paris, wo er sein Studium abschloss und 1939 zum Priester geweiht wurde.

 

Flucht und Rückkehr

Als Frankreich besetzt wurde, musste Leopold Ungar wiederum fliehen, diesmal nach England, wo er Seelsorger in einem Lager für deutsche Kriegsgefangene war. Im September 1947 kehrte er nach Wien zurück, wurde zunächst Kaplan in Wien-Wieden und dann Mitarbeiter des späteren Weihbischofs Jakob Weinbacher, der einen sprachgewandten Priester für die Administration der alliierten Hilfslieferungen für das hungernde Wien suchte.

 

Zeit in der Caritas

1948 zum Sekretär der Caritas Wien ernannt, organisierte Ungar in den unmittelbaren Nachkriegsjahren Auslandsaufenthalte für Not leidende österreichische Kinder. Tausende konnten so für einige Monate nach Holland, Belgien, Spanien, Portugal und in die Schweiz fahren. 1950 wurde der damals 38- jährige zum Leiter der Caritas der Erzdiözese Wien berufen, eine Funktion, die er bis 1988 ausübte. Durch lange Jahre, bis 1991, war er zusätzlich auch Präsident der Caritas Österreich. Als die ärgste Not in Österreich gelindert war, leistete Ungar einen wesentlichen Beitrag im Kampf gegen Hunger und weltweite Armut, etwa in Vietnam, in Nigeria (beim Bürgerkrieg in Biafra), im Libanon und vielen anderen Staaten von Südamerika bis Asien.

 

Enormer Einfluss auf die Caritas

In den 38 Jahren unter Ungars Leitung wurde die Caritas der Erzdiözese Wien von einer "Suppen- und Teeküche" zu einer wirksamen, gut aufgestellten Hilfsorganisation. In dieser Zeit wurde etwa die Auslandshilfe der Caritas intensiviert, die ersten Wohnungsloseneinrichtungen sind entstanden, Seniorenhäuser, Pionierprojekte für Menschen mit psychischen Erkrankungen und für Menschen mit Behinderungen wurden gegründet. Im Gefolge der Ungarnkrise 1956 und angesichts der Bootsflüchtlinge aus Vietnam in den 1970er-Jahren engagierte sich die Caritas auch mit Einrichtungen zur Hilfe für geflüchtete Menschen. Mit Kardinal Franz König, mit dem ihn durch viele Jahre eine respektvollkritische Freundschaft verband, gehörte Leopold Ungar zu den Pionieren bei der Überwindung der alten Klischees des aus der Ersten Republik herüberreichenden Lagerdenkens.