"Abschottung ist keine Lösung"

Generalsekretär Bernd Wachter: „Ein Europa das schützt, ist auch ein Europa, das seine Verantwortung für den internationalen Flüchtlingsschutz gemeinsam wahrnimmt.“

„Die Irrfahrt der ‚Aquarius‘ ist trauriges Symbol für das Scheitern einer gemeinsamen europäischen Migrations- und Flüchtlingspolitik. Und gleichzeitig sollte der aktuelle Anlassfall Auftrag zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni sein, hier rasch zu mehr geteilter Verantwortung zu finden“, so Caritas Generalsekretär Bernd Wachter. Tagelang irrte die „Aquarius“ durchs Mittelmeer: 630 Menschen an Bord, viele Frauen und Kinder, unter bedrohlichen humanitären Umständen. Italien wollte sie nicht an Land lassen, auch nicht Malta. Schließlich erklärte sich Spanien bereit, die „Aquarius“ aufzunehmen. 

Die meisten Menschen flüchten in ihre Nachbarländer

Weltweit haben aktuell über 22 Millionen Menschen ihre Heimat wegen Krieg und Verfolgung verlassen. Mehr als doppelt so viele Menschen sind innerhalb ihres eigenen Staates auf der Flucht. Der weitaus überwiegende Anteil geflüchteter Menschen befindet sich in unmittelbaren Nachbarstaaten der Konfliktregionen, wie zum Beispiel Libanon, Jordanien, Uganda. Die Türkei allein beherbergt mehr Flüchtlinge als der ganze Rest Europas. „Solange es auf dieser Welt Konflikte und Unterdrückung gibt, solange werden Menschen fliehen. Solange der Krieg in Syrien weiterhin täglich Opfer fordert, solange werden Menschen flüchten – auch in die EU“, so Wachter und weiter: „Abschottung ist keine Lösung.“

EU-Ratspräsidentschaft als Chance

Am 1. Juli übernimmt Österreich die EU-Ratspräsidentschaft. Das ist auch eine Gelegenheit, einen gemeinsamen menschenwürdigen, vernünftigen und nachhaltigen Umgang mit geflüchteten Menschen in der EU voranzutreiben. „Ab Juli sind alle Augen in der EU auf Österreich gerichtet. Wir alle haben die historische Chance zu zeigen, dass wir für eine in Vielfalt geeinte EU stehen, die europäische Solidarität leben und die Menschenrechte schützen“, so der Caritas Generalsekretär. 

„Wir können uns unserer internationalen Verantwortung nicht entziehen. Flüchtlingsschutz ist Menschenrechtsschutz. Die internationale Staatengemeinschaft hat sich nach den Gräueln des zweiten Weltkrieges für dieses humanitäre Modell entschieden. Als Millionen Europäerinnen und Europäer auf der Flucht waren, haben die Staaten beschlossen, solidarisch zu agieren und sich dazu verpflichtet, Menschen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen, zu schützen. Asyl ist kein Gnadenakt, sondern eine völkerrechtliche Verpflichtung und ein Ausdruck globaler Solidarität. Dieses System sollte in der EU nicht ausgehöhlt, sondern gemeinsam neu aufgebaut werden.“

Schlagwort ‚Hilfe vor Ort‘

Anlässlich des Weltflüchtlingstages am 20. Juni 2018 appelliert die Caritas an die Bundesregierung, wie angekündigt die Gelder für die Hilfe vor Ort aufzustocken und das in ihrem Regierungsprogramm angekündigte österreichische Resettlement-Programm weiterzuführen. Es brauche dringend mehr Unterstützung für die Länder, in denen die meisten Flüchtlinge Zuflucht finden. 

„Mit einem österreichischen Resettlement-Programm könnten besonders verletzliche Personengruppen wie Kinder und Familien ohne Schlepper sicher und geregelt nach Österreich kommen und hier Schutz finden. Österreich könnte damit ein klares Zeichen der Solidarität im globalen Flüchtlingsschutz setzen!“, meint Caritas Generalsekretär Bernd Wachter.

 

(Presseaussendung 18.6.2018)