© AMS Fotostudio B&G

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Maßnahmen gegen Jugendarbeitslosigkeit sind dringend notwendig

Jugendliche trifft die Krise und die Arbeitslosigkeit besonders stark. Oft sind sie die ersten, die gekündigt werden. Investitionen in Bildung und nachhaltige Beschäftigungsprogramme sind erforderlich.

Nachdem Max (Name geändert) die Schule beendet hatte, wollte er gerne eine Lehre als Einzelhandelskaufmann beginnen. Wie für viele war es auch für ihn nicht einfach, eine passende Lehrstelle zu finden. Wegen vieler Absagen hatte der 17-Jährige die Hoffnung schon ganz aufgegeben. Es folgte eine Zeit, in der Max keine Aufgabe hatte und die meiste Zeit alleine zu Hause saß. Über das Jugendcoaching fand er seinen Weg ins tag.werk, ein Jugendbeschäftigungsprojekt der Caritas Steiermark. Hier schöpfte Max wieder Mut, sich bei verschiedenen Betrieben zu bewerben. Die Zeit im tag.werk wirkte sich äußerst positiv auf seine Stimmung und sein Verhalten aus. Er kam gerne ins tag.werk, hatte Freude an der Arbeit in der Taschenwerkstatt und war motiviert. Und: Es hat sich ausgezahlt. Max hat eine Lehrstelle im Einzelhandel angetreten. Das war vergangenes Jahr.

Max hatte Glück, denn 2019 sah die Situation am Arbeitsmarkt noch nicht so dunkel aus. Es ist zu befürchten, dass es in den kommenden Wochen und Monaten, etlichen Jugendlichen so gehen wird wie Max, bevor er mit seiner Beschäftigung beginnen konnte. Wir erleben in diesen Tagen die höchste Arbeitslosigkeit seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Knapp 560.000 Menschen sind betroffen – wobei Jugendliche durch die Corona-Krise fast doppelt so stark von Arbeitslosigkeit bedroht sind wie die Bevölkerung insgesamt. Das zeigt eine Prognose der Kepler Universität Linz für das heurige Jahr. „Junge Menschen sind in Krisen meist besonders stark von Arbeitslosigkeit betroffen, weil die Jobchancen für Schulabsolventinnen und –absolventen stark reduziert sind, Lehrstellen nur begrenzt verfügbar sind und junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter häufig schneller gekündigt werden. In der sehr prägenden Phase der Jugend ist Arbeitslosigkeit besonders problematisch und verursacht hohe volkswirtschaftliche Kosten“, sagt Caritas-Präsident Michael Landau. „In unsere Sozialberatungsstellen merken wir schon jetzt einen Anstieg an Anfragen. Es kommen Jugendliche, die ihre Lehrstellen jetzt nicht wie geplant beginnen können. Sie hängen in der Luft und wissen nicht, ob sie überhaupt jemals ihre Lehre anfangen können, weil ungewiss ist, ob die Firma die Krise übersteht“, sagt Caritas-Präsident Michael Landau.

Auf Leistungsschwache nicht vergessen

Im Vorfeld des internationalen Tags der Arbeit appellierte Landau bereits an die Politik, weitere Maßnahmen gegen Armut und Arbeitslosigkeit vorzulegen: „Besonders dringlich ist es dabei, nicht auf die Jugendlichen zu vergessen, die jetzt ihren Grundstein für ihre und unsere Zukunft legen. Die meisten Jugendlichen haben am Arbeitsmarkt noch nicht richtig

Fuß gefasst und sind jetzt wieder in der Orientierungslosigkeit, die sie geglaubt, überwunden zu haben.“

Die Caritas geht davon aus, dass die soziale Ungleichheit in Folge der Pandemie zunehmen wird: „Die Krise macht jene noch ärmer, die es vorher schon waren. Und sie schafft auch neue Armut bei all jenen Menschen, die von heute auf morgen ihre Arbeit verloren haben. Wer vorher schon schwer einen Job gefunden hat, wird es nach der Krise noch schwerer haben.“ So weist auch die Prognose der Kepler Universität Linz eine weitere alarmierende Zahl auf: Die „Lost Generation“, also die Zahl der Jugendlichen, die komplett für das Ausbildungs- und Arbeitssystem verloren sind, könnte um 40 Prozent steigen. „Wir müssen dafür sorgen, dass auch die sogenannten „Leistungsschwächeren“ Chancen bei Unternehmen haben. Bund und Ländern muss es gemeinsam gelingen, möglichst viele Jugendliche, wieder in Beschäftigung zu bringen“, sagt Landau und wiederholt seinen Appell: „Rekordarbeitslosigkeit erfordert Rekordverantwortung.“

Bildung und nachhaltige Beschäftigungsprogramme

Die Caritas ortet zwei zentrale Medikamente, die die aufgrund des Corona-Virus verursachte Jugendarbeitslosigkeit bekämpfen kann: Bildung und nachhaltige Beschäftigungsprogramme.

Es muss darauf geachtet werden, dass die Jugendlichen schnell wieder ins Berufsleben einsteigen und nicht in die Langzeitarbeitslosigkeit fallen. „Wenn Jugendliche nicht ins Berufsleben finden, bringt das hohe Kosten für Wirtschaft und Gesellschaft mit sich. Vor allem aber ist es aus sozialer und individueller Sicht extrem nachteilig für die Jugendlichen, wie man auch am Beispiel von Max sieht“, sagt Landau. Es braucht einen Schulterschluss zwischen allen Schnittstellen, der Politik und der Wirtschaft, um volkswirtschaftlich und sozial sinnvolle und innovative Programme auf die Beine zu stellen.“

Beschäftigungsscheck für Job oder Lehre

„Hier braucht es auch Unterstützung für Unternehmen, die sozial denken und Jugendlichen den Wiedereinstieg ins Arbeitsleben ermöglichen – speziell jenen, die sonst am Arbeitsmarkt oft benachteiligt sind“, sagt Landau. Dies könnte auch bei Jugendlichen über einen Beschäftigungsscheck abgewickelt werden. Dabei bekommt die arbeitslose Person einen Scheck in der Höhe des durchschnittlichen Jahresarbeitslosengeldes, der beim Unternehmen eingelöst wird. Sollte das Dienstverhältnis vorzeitig beendet werden, kann der Restbetrag des nicht verbrauchten Förderbetrages bei einem anderen Unternehmen eingelöst werden. Das System kann auch auf Lehren angewendet werden.

Die Chancen am Arbeitsmarkt werden maßgeblich durch den Bildungsgrad mitbestimmt. Deshalb ist Bildung die beste Armutsprävention. „Die Bildungsschere in Österreich darf durch die Krise nicht noch weiter aufgehen, damit wir eine noch größere Jugendarbeitslosigkeit verhindern. Hier muss geschaut werden, dass möglichst alle die gleichen Chancen haben“, sagt Landau. Es braucht daher zusätzliche Investitionen in den Bildungsbereich und in die Qualifizierung von Jugendlichen. „Die Lehre sollte auch bei Unternehmen bestmöglich gefördert werden, damit diese Anreize haben, doch Jugendliche auch jetzt in dieser Krisensituation aufzunehmen“, sagt Landau. Es braucht aber auch

Investitionen in den Bildungsbereich direkt, zum Beispiel durch zusätzliche personelle Ressourcen und den Ausbau sozialarbeiterischer und psychologischer Unterstützungsangebote an Schulen. „Es muss gerade jetzt früh angesetzt werden. Kinder und Jugendliche müssen jetzt gut begleitet werden, damit Rückstände bis zum Herbst aufgeholt werden können“, sagt Landau.

Nachdem bei Arbeitslosigkeit oft Jugendliche aus einkommensschwachen Familien betroffen sind, hilft aus Caritassicht als Prävention auch, eine Erhöhung der Mindestsicherung und des Arbeitslosengeldes. Es erhöht die Einkommenssituation von Familien und verbessert dadurch auch die Chancen und Möglichkeiten der Jugendlichen.

Die Caritas hilft

Die Caritas bietet speziell für Jugendliche zugeschnittene Programme an. So gibt es etwa in Salzburg das Projekt carlavelorep. Es ist ein Projekt für junge Menschen, in dem junge Menschen alte Fahrräder auf Vordermann bringen, die dann verkauft werden. So bekommen die jungen Menschen Fertigkeiten in der Reparatur und Erfahrung im Berufsalltag. Die Startbahn unterstützt in Vorarlberg Jugendliche, die schon länger einen Job suchen, beim Einstieg in den Arbeitsmarkt. In der Steiermark gibt es das eingangs erwähnte tag.werk, sowie das Beschäftigungsprojekt Start2Work, die auch beide jetzt während der Krise weitermachen. Auch in Wien konnten die zwei Werkstätten von „reStart“ und „Arbeitsraum“, in denen Jugendliche beschäftigt werden, zumindest im kleinen Stil wieder aufsperren.

Jetzt spenden unter:

www.caritas.at/corona-nothilfe

Caritas-Spendenkonto Erste Bank IBAN: AT23 2011 1000 0123 4560

BIC: GIBAATWWXXX

Kennwort: Corona Nothilfe

Rückfragehinweis:

Lisa Rieger

Presse

Caritas Österreich

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Email: lisa.rieger@caritas-austria.at