Zukunft braucht Pflege. Pflege braucht Zukunft.

Landau zu Strategiepapier für Pflegereform

"Das Strategiepapier der Taskforce Pflege, das in einem breiten Beteiligungsprozess entstand, stellt eine gute Zusammenfassung der Themen dar, die es durch eine umfassende Pflegereform zu lösen gilt“, so Michael Landau, Präsident der Caritas Österreich in einer ersten Reaktion: „Das erneute klare Bekenntnis zum Ausbau unterschiedlicher Pflege- und Betreuungsangebote, das die Bedürfnisse der Betroffenen ernst nimmt und in den Fokus stellt, ist ein wichtiger Ausgangspunkt für ein Pflegesystem mit Zukunft. Dass Einsamkeit als neue Not unserer Zeit entschieden und systematisch entgegengewirkt werden soll, halten wir – gerade in Zeiten der Corona-Pandemie - für ein Gebot der Stunde.“

Weiterentwicklung des Pflegegeldes

Momentan beobachtet die Caritas in ihrer täglichen Arbeit, speziell in den mobilen Pflegeangeboten und in der Beratung und Begleitung von pflegenden Angehörigen eine starke Orientierung an den Defiziten bei der Pflegegeldeinstufung, so Landau: „Es ist wichtig, dass die Betroffenen so lange wie möglich Zuhause, in ihrer gewohnten Umgebung leben können, weil sie sich das auch wünschen. Um das zu gewährleisten, ist die Weiterentwicklung des Pflegegeldes hin zu einer individuellen, multiprofessionellen Bedarfseinschätzung unter Einbeziehung von Pflegekräften, Angehörigen und Betroffenen notwendig.“

Leider gänzlich unerwähnt bleibt der niederschwellige Zugang zu Pflegeleistungen etwa über die E-Card, wie im Regierungsprogramm festgehalten. Zukünftig müssen auch die besonderen Belastungen und Einschränkungen, die beispielsweise mit einer demenziellen Erkrankung einhergehen, aus Sicht der Caritas stärkere Berücksichtigung bei der Einstufung des Pflegegeldes finden. Eine etwaige Erhöhung der Erschwerniszulage wäre dazu ein erster, aber nicht ausreichender Schritt.

Attraktiveren der Pflegeberufe & Entlastung pflegender Angehöriger

Das österreichische Pflegesystem unterliegt schon jetzt einem massiven Fachkräftemangel. Bis 2030 gehen ExpertInnen von einem Mehrbedarf von 75.000-100.000 Personen aus. „Deshalb ist es jedenfalls richtig und wichtig, alle Ausbildungen ab sofort kostenlos anzubieten und mit Stipendien zu unterstützen. Auch, dass die Sozialbetreuungsberufe Bestandteil der Reformvorschläge sind, und Verfahren zur Anerkennung von Ausbildungen aus dem Ausland beschleunigt werden, ist erfreulich.“ Landau betont, dass die im Katalog aufgelisteten Maßnahmen zur Attraktivierung der Pflegeberufe absolut prioritär zu behandeln sind. „Bei dieser Ausbildungsoffensive braucht es deutlich mehr Tempo und Entschlossenheit der Bundesregierung, um zu verhindern, dass wir sehenden Auges in einen echten Pflegenotstand schlittern.“

Ohne das Engagement der pflegenden Angehörigen wäre das österreichische Pflege- und Betreuungssystem weder finanzier- noch organisierbar, so Landau weiter. Er begrüßt daher den Ausbau von Beratungsangeboten sowie Tagesbetreuungszentren und mobilen, aufsuchenden Diensten zur Entlastung untertags oder auch in der Nacht. „Bei der Unterstützung pflegender Angehöriger muss dies berücksichtigt und eine gewisse Flexibilität ermöglicht werden.“

„Pakt gegen die Einsamkeit“ – jetzt!

Landau sieht positiv, dass etliche Punkte aus dem „Pakt gegen die Einsamkeit“, den die Caritas vor über einem Jahr präsentiert hat, zur Umsetzung kommen: „Ich bin überzeugt: Wer den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken will, muss die Einsamkeit in unserem Land bekämpfen. Neben einem Maßnahmenbündel ist dafür vor allem eine klare Zuständigkeit wesentlich. Wir freuen uns, dass die Empfehlung, einen Regierungsbeauftragten für das Thema einzusetzen, Eingang in dieses Papier gefunden hat.“ Aus Sicht der Caritas und aus der Erfahrung in den unterschiedlichen Hilfsangeboten wie den Familienzentren, den 53 Sozialberatungsstellen und der Familienhilfe geht es dabei nicht nur um Menschen höheren Alters, sondern auch um viele junge Menschen, die gerade aktuell unter Einsamkeit leiden.

Finanzierung für Pflege sichern und weiterhin ExpertInnen einbeziehen

Das Bekenntnis zum flächendeckenden Ausbau – auch mobiler – Palliativ- und Hospizdiensten sowie die dringend anstehende Überführung dieser in eine österreichweit einheitliche kostendeckende Regelfinanzierung wurde erneuert. „Das gibt Hoffnung, dass es hier endlich zu einer tragfähigen, österreichweiten Lösung kommen wird. Darüber hinaus muss das Pflegesystem langfristig finanziell abgesichert werden, beispielsweise durch eine Unbefristetheit des Pflegefonds.“

Offen bleibt leider einmal mehr ein konkreter Zeitplan, also wann und wie konkret die nächsten Schritte geplant sind. Wichtig wird es jedenfalls sein, weiterhin alle Stakeholder einzubinden, damit die Erfahrungen aus der Praxis berücksichtigt werden können.

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Caritas Österreich
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Pressesprecherin, Leitung Öffentlichkeitsarbeit
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