Armut, Kriminalität und Perspektivenlosigkeit kennzeichnen den Alltag in den Slums von Nairobi - dass es auch anders gehen kann, zeigen die Projekte der Caritas. Sie geben den Menschen Hoffnung, dem tristen Leben entfliehen zu können.
Kariobangi. Ein Slum, der auf den ersten Blick aus schier endlosen Müllbergen und provisorischen Hütten aus Pappe und Wellblech besteht. Hier leben etwa 120.000 Menschen, dicht aneinander gedrängt. Es fehlt an Nahrung, an Bildung, an Arbeit und vor allem fehlt es an Aussichten, aus diesem Teufelskreis aus Armut, Hunger und Perspektivenlosigkeit zu entkommen. Doch mitten in diesem Elend finden sich auch Hoffnungsanker. Es sind soziale Projekte wie Schulen für Straßenkinder, eine Lehrbäckerei, eine Fußballakademie oder auch Hilfsprogramme für alte Menschen, die hier leben. Diese Initiativen machen Mut und verändern das Leben der Menschen hier nachhaltig. Die Franziskanerschwestern engagieren sich seit Jahren für die Ärmsten der Armen in Kariobangi. Vor allem auch durch die Unterstützung aus Kärnten wird dies ermöglicht. Ein Großteil der Spenden, die der Caritas Kärnten für die Auslandshilfe zur Verfügung gestellt werden, wird in Schulen und Bildung investiert. Das bringt Hoffnung inmitten dieser Not.
Seit 2006 engagiert sich die Caritas Kärnten hier und hat mit dem Bau von acht Schulen sowie der fortlaufenden Unterstützung für zwei Schulen Tausenden Slumkindern einen Schulbesuch ermöglicht. Der Lerneifer der Kinder ist faszinierend. „Ich möchte Anwältin werden“, sagt die 9jährige Grace. Sie lebt in einer dieser Wellblechhütten bei ihrer Tante. Sie und ihre drei größeren Brüder wurden von ihr aufgenommen, als die Mutter an den Folgen von Aids gestorben ist. An ihren Vater kann sie sich heute nicht mehr erinnern. Er verstarb bereits kurz nach ihrer Geburt. „Bevor wir zur Schule gehen konnten, mussten wir im Müll nach Essen suchen. Wir sind immer ganz zeitig los marschiert, damit wir den „guten Müll“ zuerst finden. Manchmal haben wir auch Sachen gefunden, die wir noch verkaufen konnten. Wir haben uns davon auch etwas zu essen gekauft“, erzählt das kleine Mädchen, als wäre das eine Selbstverständlichkeit. Und für viele Kinder ist es das leider auch. Das Leben von Grace ist bezeichnend für die Tausenden Slumkinder hier, die nie eine Kindheit haben werden und schon von klein auf zum Familieneinkommen beitragen müssen, damit sie überleben.
Die Schulen sind heute aus dem Slum nicht mehr wegzudenken. Es gilt als größtes Glück, eine Schule besuchen zu dürfen. „Nur mit einer Ausbildung, wenn sie lesen und schreiben lernen, können sie später einen Beruf erlernen und finden eine anständige Arbeit“, weiß Roselinda. Sie ist 27 und Mutter zweier Kinder. Sie hält ihr neugeborenes Baby im Arm und antwortet auf die Frage, was sie sich wünscht mit hoffnungsvoller Miene: „Dass meine Kinder zur Schule gehen können.“
Und wenn es diese Schulen nicht gäbe? „Dann würdet ihr hier nicht 1000 SchülerInnen sehen, sondern 1000 Slumkinder“, sagt Kevin Obara (19). Der Schüler und Tubaspieler ist wegen seines Auftritts vor dem Papst für viele zu einem Idol geworden.
„Wenn ein Projekt zu Ende geht, werden verbleibende und neue Spendenmittel für andere Projekte der Caritas verwendet.“
Straßenkinder lernen fürs Leben