Bibelzitat

Der barmherzige Samariter Lk 10,30-37:

Ein Gesetzeslehrer fragte Jesus nach dem ewigen Leben. Geschrieben steht: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst.

Zitat: „Und wer ist mein Nächster? Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halbtot liegen.

Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging weiter. Auch ein Levit kam zu der Stelle; er sah ihn und ging weiter. Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid, ging zu ihm hin, goß Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn.

Am anderen Morgen holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.

Was meinst du: Wer von von diesen dreien hat sich als der Nächste dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen wurde? Der Gesetzeslehrer antwortete: Der, der barmherzig an ihm gehandelt hat! Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle genauso!

 

Not sehen und handeln

Gedanken zum Zitat von Caritas Mitarbeiter Martin Lesky:
  • Ein Mann aus Samarien, ist unterwegs, er hat ein Ziel, eine Identität: Mitfühlen setzt voraus, dass ich weiß, wer ich bin und was ich fühle. Ich habe einen Ausgangspunkt, ein Ziel, eine Identität.
  • Das Sehen als Tugend der Achtsamkeit, der Aufmerksamkeit: Wenn wir zu wenig Zeit haben, dann haben wir keine Muße zum aufmerksam sein.
  • Der Mann aus Samarien geht hin und berührt den am Boden liegenden: Mitfühlen zeigt sich am Handeln, Sympathie allein ist zu wenig. Handeln heißt ein Risiko eingehen, Verantwortung zu übernehmen.
  • Aufheben auf das Reittier, emporheben: Mitgefühl soll nach oben ziehen, nicht nach unten drücken. Die Würde des Menschen wird bewahrt. Die Notsituation wird außer Kraft gesetzt.
  • Menschlichkeit hat wesentlich mit der Fähigkeit sich anrühren, berühren zu lassen, zu tun. Unterschied Mensch – Maschine. Berührbarkeit – Veränderbarkeit, Fähigkeit des Mitgefühls.
  • Die menschliche Gesellschaft hängt auch davon ab, ob wir zueinander Vertrauen haben und den Einzelfall berücksichtigen können.

Mk 2,1-12: Heilung des Gelähmten

Als er einige Tage später nach Kafarnaum zurückkam, wurde bekannt, dass er (wieder) zu Hause war. Und es versammelten sich so viele Menschen, dass nicht einmal mehr vor der Tür Platz war; und er verkündete ihnen das Wort. Da brachte man einen Gelähmten zu ihm; er wurde von vier Männern getragen. Weil sie ihn aber wegen der vielen Leute nicht bis zu Jesus bringen konnten, deckten sie dort, wo Jesus war, das Dach ab, schlugen (die Decke) durch und ließen den Gelähmten auf seiner Tragbahre durch die Öffnung hinab. Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! (...) Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! Der Mann stand sofort auf, nahm seine Tragbahre und ging vor aller Augen weg. Da gerieten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen.

Die Kunst des Helfens anhand der Heilung des Gelähmten 

Gedanken zum Zitat von Caritas Mitarbeiter Martin Lesky:
  • Der Name Jesus ist Programm: Gott heilt, Gott rettet.
  • Aber welch ein Glück, dass der gelähmte Mann Freunde hat! Sie sind sein einziges Fortbewegungsmittel. Sie tragen ihn aufs Dach, decken das Dach ab und lassen ihn zu Jesus hinunter.
  • Die vier Männer geben die Hoffnung nicht auf. Sie haben eine Idee, um zu Jesus zu kommen. Und sie wagen es.
  • Sie lassen ihn vorsichtig hinunter, ein gut austariertes Teamwork. Keiner darf zu schnell sein, sonst kippt die Tragbahre und der gelähmte Freund plumpst zu Boden.
  • Und dann passiert das, was nicht mehr in ihren Händen liegt: die Begegnung mit Jesus, seine Heilung. Diese innere Heilung und Versöhnung, die ein verwandeltes, aufrechtes Leben ermöglicht, hat immer auch mit einer Berührung durch Gott zu tun.
  • Als Jesus ihren Glauben sah ... – der Glaube der Träger ist ausschlaggebend für die Heilung des Gelähmten. Es kommt auch auf den Glauben der Helferinnen und Helfer an.
  • Damals wie heute gibt es die gelähmten, die kranken, die Menschen, die nicht mehr weiterkönnen: Menschen, die wegen ihrer körperlichen Gebrechen ihre alltäglichen Verrichtungen nicht allein bewältigen können, die wie gelähmt vor einem Schuldenberg, vor der drohenden Delogierung, vor ihren zerbrochenen Beziehungen, vor ihren gescheiterten Lebensträumen ... stehen.
  • Damals wie heute geht es darum, Menschen in Notsituationen nicht hängen zu lassen, sie ein Stück weit zu begleiten und mitzutragen, mit ihnen zusammen weitere Schritte zu überlegen und auch die Hoffnung auf Heilung wachzuhalten.
  • Wie in diesem Text stellen sich auch heute Hindernisse in den Weg: Verstopfte Türen können ein undurchsichtiges Gewirr von Beziehungen und verhängnisvolle Abhängigkeiten, eine verständnislose Umgebung, schwer zugängliche Behörden, unverständliche Vorschriften oder der abweisende Riegel mit der Aufschrift "Selber Schuld!" sein. Immer wieder braucht es findige Ideen, viel Sorgfalt und viel Fingerspitzengefühl dafür, wo man ansetzen kann, wo "das Dach am besten zu öffnen" ist, und es braucht viele Kenntnisse zum Finden von Zugängen und Informationen über weiterhelfende Schritte.
  • Das geduldige Mitgehen, die passenden Rahmenbedingungen, das austarierte Zusammenspiel von helfenden Kräften, das alles ist Sache der Begleiterinnen und Begleiter.

 

 

Manche Menschen wissen nicht, wie wichtig es ist, dass sie da sind.

Manche Menschen wissen nicht, wie gut es ist, sie nur zu sehen.

Manche Menschen wissen nicht, wie tröstlich ihr gütiges Lächeln wirkt.

Manche Menschen wissen nicht, wie wohltuend ihre Nähe ist.

Manche Menschen wissen nicht, wieviel ärmer wir ohne sie wären.

Manche Menschen wissen nicht, dass sie ein Geschenk des Himmels sind.

Sie wüssten es, würden wir es Ihnen sagen.

(Paul Celan)