30 Jahre UN Kinderrechts- konvention

Jedes Kind hat das Recht auf eine Kindheit

Am 20. November feiert die UN Kinderrechtskonvention ihren 30. Geburtstag. Eine wichtige Errungenschaft für Kinder weltweit, dennoch bleibt viel zu tun.

Kinder genießen heute besonderen Schutz. Sie dürfen Schulen besuchen und müssen keiner körperlichen Arbeit nachgehen. Sie sind geschützt vor Ausbeutung und haben das Recht auf Bildung. Was für uns heute in Europa selbstverständlich klingt, war bis vor kurzem noch undenkbar. Zu Beginn der Industrialisierung, im späten 18. Jahrhundert, war es etwa üblich, dass Kinder in Fabriken und sogar im Untertagbau arbeiten mussten. Erst schrittweise wurde dies im Laufe des 19. Jahrhunderts per Gesetz verboten.

„Ihr sagt: »Der Umgang mit Kindern ermüdet uns.« Ihr habt recht. Ihr sagt: »Denn wir müssen zu ihrer Begriffswelt hinuntersteigen. Hinuntersteigen, uns herabneigen, beugen, kleiner machen.« Ihr irrt euch. Nicht das ermüdet uns. Sondern – dass wir zu ihren Gefühlen emporklimmen müssen. Emporklimmen, uns ausstrecken, auf die Zehenspitzen stellen, hinlangen. Um nicht zu verletzen.“

Janusz Korczak,
Kinderbuchautor und Pädagoge

Das Jahrhundert der Kinderrechte

Alarmiert durch die katastrophale Situation von Flüchtlingskindern nach dem Ersten Weltkrieg legte Eglantyne Jebb, Gründerin des Save the Children Fund, die Children's Charter dem Völkerbund vor. Dieser 1924 als „Genfer Erklärung“ unterzeichnete Text ist das international erste anerkannte Dokument, das Kindern eigenständige Rechte wie den Schutz vor Ausbeutung oder das Recht auf natürliche Entwicklung einräumt. 

Beinahe zur gleichen Zeit begann der Warschauer Arzt Henryk Goldszmit (als Schriftsteller schrieb er unter dem Pseudonym Janusz Korczak – der Name, unter dem er bis heute bekannt ist) sich für arme und alleingelassene Kinder einzusetzen. Durch seinen Roman „Kinder der Straße“ hat er den Blick der gebildeten, bürgerlichen Gesellschaft bewußt auf die Schicksale von Straßenkindern gelenkt. 1912 gab er seinen Beruf als Arzt und Schriftsteller auf und kümmerte sich nur noch um Straßenkinder, die er in dem durch die Einnahmen aus seinen literarischen Werken finanzierten Waisenhaus in Warschau versorgte.

Dort entstanden seine Hauptwerke, in denen er sich mit Kinderrechten beschäftigte. Seine Erziehungstheorie und -praxis basieren auf ausgeprägten demokratischen Grundüberzeugungen. Gegenseitige Achtung, die Übernahme von Verantwortung durch die Kinder und das Vertrauen der Erwachsenen in die Person des Kindes gehören zu seinen wichtigen Gestaltungsprinzipien. Als 1942 die Deportationen der Juden aus dem Warschauer Ghetto begannen, begleitete er „seine“ Kinder in den Vernichtungstod nach Treblinka, obwohl er mehrfach die Möglichkeit hatte, dem Tod zu entkommen.

Erst nachdem der 2. Weltkrieg vergangen war, wurden Kinder- und zuallererst Menschenrechte 1948 wieder international diskutiert und gestärkt. Die daraus entstandene Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ist bis heute gültig und zählt zu den größten humanitären Errungenschaften des 21. Jahrhunderts. Eine eigene Erklärung der Rechte des Kindes wurde allerdings erst am 20. November 1959 unterzeichnet – der 20. November gilt seither international als Tag der Kinderrechte.

Die UN Kinderrechtskonvention

30 Jahre nach der Erklärung der Rechte des Kindes, am 20. November 1989, wurde die „UN-Kinderrechtskonvention“ (im Gegensatz zu der Erklärung nun völkerrechtlich verbindlich) von der Generalversammlung der Vereinten Nationen angenommen. Damit erhielten alle Kinder weltweit verbriefte Rechte auf Schutz, Versorgung und Mitbestimmung. 

Wieder 30 Jahre später ist die Konvention das Menschenrechtsinstrument mit den meisten Mitgliedsstaaten. Zuletzt wurde sie etwa 2015 vom Südsudan und Somalia ratifiziert. Damit bleiben die USA der einzige Staat weltweit, der diesem bedeutenden Dokument bis heute seine Ratifizierung verwehrt. 

Die vier Prinzipien der UN-Kinderrrechtskonvention

1. Das Recht auf Gleichbehandlung
Kein Kind darf aufgrund seines Geschlechts, der Herkunft, seiner Sprache, der Religion Hautfarbe oder einer Behinderung benachteiligt werden.

2. Das Wohl des Kindes hat Vorrang
Wann immer Entscheidungen getroffen werden, die sich auf Kinder auswirken, muss das Wohl des Kindes vorrangig berücksichtigt werden.

3. Das Recht auf Leben und Entwicklung
Jedes Land verpflichtet sich, in größtmöglichem Umfang die Entwicklung der Kinder zu sichern.

4. Achtung vor der Meinung des Kindes
Alle Kinder sollen als Personen ernst genommen, respektiert und in Entscheidungen einbezogen werden.

Eine oft gebrochene Konvention

So groß der Zuspruch der Staatengemeinschaft zur Kinderrechtskonvention ist, so häufig wird sie leider auch missachtet. In fast keinem anderen Bereich ist die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit so groß. Auch wenn sich Staats- und Regierungschefs am Papier für Kinderrechte eingesetzt haben und öffentlich niemand sagen würde, dass Kinderrechte nicht wichtig sind, fehlt es an Einsatz für die Kinderrechte sowie an deren Umsetzung.

Es sind bei weitem nicht nur Kriege und Katastrophen, die es Kindern unmöglich machen,, ihr volles Potenzial auszuschöpfen - auch in Europa werden laufend Kinderrechte gebrochen. Ein Bericht der National Coalition Deutschland hält fest, dass trotz Wirtschaftswachstums und sinkender Arbeitslosigkeit Kinderarmut seit Jahren ansteigt – und auch in Österreich, einem der reichsten Länder der Welt, ist aktuell fast jedes fünfte Kind armutsgefährdet. 

Die Caritas unterstützt Kinder im In- und Ausland mit dem Anspruch, dass Kinderrechte immer und überall eingehalten werden müssen – besonders in Krisenzeiten. 

Bildungsprogramm für syrische Flüchtlingskinder in Syrien, Jordanien & Libanon

https://www.caritas.at/rhep

Weiterführende Links

UN 30 Jahre Kinderrechte

Ich bin davon überzeugt, dass wir auf bestimmte Rechte der Kinder Anspruch erheben und für die allumfassende Anerkennung dieser Rechte arbeiten sollten!

Eglantyne Jebb,
Aktivistin für Kinderrechte