© Ingo Pertramer

Caritas: Armutsbekämpfung muss an erster Stelle stehen

Generalsekretärin Parr: „Alte Armut bekämpfen und neue Armut mit Vehemenz verhindern.“

Anna Parr, Generalsekretärin der Caritas Österreich begrüßt den Vorstoß des Bundesministers für Soziales und Gesundheit, Maßnahmen zu ergreifen, um die sozialen Folgen der Corona Pandemie abzufedern: „Die Zahlen sprechen eine klare Sprache und die Corona-Pandemie hat das wirklich sichtbar gemacht: Der Sozialstaat schützt fast 600.000 Menschen in Österreich vor Armut und reduziert die Armutsgefährdung um 40%. Die zusätzlich gesetzten Maßnahmen wie Einmalzahlungen und die Anhebung der Notstandshilfe haben die betroffenen Menschen vor dem Schlimmsten bewahrt. Es hat sich bestätigt: Wir können uns einen funktionierenden Sozialstaat leisten. Was wir uns nicht leisten können, ist ohne ihn zu sein.“

Neben dem Wert des Sozialstaats seien aber auch die existierenden Lücken deutlich zum Vorschein gekommen, so Parr weiter: „In unseren Sozialberatungsstellen sehen wir, dass diese Lücken vor allem jene Menschen zu spüren bekommen, die schon vor der Krise aber auch durch die Krise auf Hilfe angewiesen sind. Die nun bundesweit uneinheitliche Sozialhilfe, die als Resultat mehr Verwaltungskosten verursacht, um armutsbetroffene Menschen letztlich schlechter zu unterstützen, muss umgehend repariert werden. Auch die mangelnde Absicherung langzeitarbeitsloser Menschen in Österreich muss dringend in Angriff genommen werden.“ Nicht zuletzt, dass 291.000 Kinder und Jugendliche armutsgefährdet sind, sei keinesfalls hinzunehmen, so die Generalsekretärin: „Zwei Drittel der Klient*innen in unseren Sozialberatungsstellen sind Eltern oder Elternteile von Kindern oder Kinder selbst.“

Positiv hebt die Generalsekretärin das angekündigte 24 Millionen Euro Wohnungssicherungspaket hervor: „Was wir in unseren Sozialberatungsstellen auch sehen, ist, dass immer mehr Menschen um Hilfe bitten, die bislang nicht zum Kreis der Klient*innen gezählt haben. Sie suchen um Unterstützung bei den Wohn- und Energiekosten, Kreditrückzahlungen oder Schulden, aber auch beispielsweise bei den Kinderbetreuungskosten an.“ Es gelte jetzt, die ‚alte‘ Armut zu bekämpfen und neue Armut mit Vehemenz zu verhindern: „Ein besonderes Augenmerk muss dabei auf die Bekämpfung der Kinderarmut gelegt werden. Da braucht es dringend Korrekturen in den Sozial- und Versicherungsleistungen wie beispielsweise die Anhebung der Kinderrichtsätze der Sozialhilfe Neu und einen gerechten Familienbonus. Aber vor allem braucht es Reformen in der Bildung – angefangen im Kindergarten. Denn nur mit guter Bildung, mit der Förderung von Talenten und Begabungen, können Kinder dem Armutskreislauf langfristig entkommen.“