© Caritas

Defizite durch Deutschförderklassen: Caritas empfiehlt Deutscherwerb in Regelklassen

Im Rahmen einer Online-Veranstaltung der Arbeiterkammer Wien wurden am Donnerstag Ergebnisse der Studie „Deutschförderklassen aus Sicht der Betroffenen“ präsentiert. „Die Ergebnisse decken sich mit den Erfahrungen und Beobachtungen in den Einrichtungen der Caritas“, so Anna Magdalena Bentajou, Fachreferentin für Integration, Migration, Asyl bei der Caritas Österreich. “Wir betreuen rund 2.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 15 Jahren in den Caritas Lerncafés. Darunter auch Kinder und Jugendliche, die eine Deutschförderklasse besuchen. Wir können bestätigen, dass trotz der Förderklassen deutliche Defizite bestehen.“

Soziale, sprachliche und fachliche Defizite

Bereits die Zuweisung zu einer Deutschförderklasse wird von den betroffenen Kindern als eine Belastung und Ausgrenzung erlebt. Es kommt vielfach zur Trennung von Freunden und Freundinnen, da die Kinder 15 Stunden pro Woche Deutsch lernen und nur mehr Fächer wie Turnen, Musik o.ä. mit der Regelklasse absolvieren. Die Folgen sind Gruppenbildung und soziale Isolierung. Das Hauptziel der Deutschförderklassen – nämlich rasch gutes Deutsch zu lernen, verfehlen die Deutschförderklassen. Einer der Gründe: Durch das Zusammenfassen von Kindern ausschließlich auf Basis der mangelnden Deutschkenntnisse fehlen den betroffenen Kindern Peer-Momente des sprachlichen Lernens. „Anstatt von muttersprachlichen Vorbildern zu profitieren, greifen viele Kinder erst recht wieder auf die eigene Muttersprache zurück“, so Bentajou. Darüber hinaus sei es problematisch, dass in den Deutschförderklassen nur Deutsch – und keine anderen Fächer – unterrichtet wird. „Sämtliche weitere Fähigkeiten der Kinder werden nicht oder nicht ausreichend gefördert“, so Bentajou. Das Ergebnis: Die Betroffenen verlieren beispielsweise in Mathematik oder anderen Fächern den Anschluss zu ihren gleichaltrigen Kolleg*innen, was die Gefahr mit sich bringt, dass Kinder mit Migrationshintergrund letztlich aus der Bildungslaufbahn geworfen werden.

Die Caritas begrüßt die Evaluierung der Deutschförderklassen auf ihre Wirksamkeit und der damit verbundenen Möglichkeit, unerwünschten Entwicklungen rasch gegenzusteuern. „Um Kinder bestmöglich beim Deutscherwerb zu unterstützen, sprechen wir uns für einen Unterricht in Regelklassen aus, mit einer zweiten Lehrkraft und zusätzlicher Förderung in Kleingruppen. Zentrales Ziel sollte sein, dass Kinder mit Migrationshintergrund Chancengleichheit erfahren und so gezielt wie möglich beim (Deutsch)-Lernen unterstützt werden“, so Bentajou.