Parr zum Tag der Migranten: „Migrantinnen und Migranten sind ein unverzichtbarer Teil unserer Gesellschaft“

Auch Covid-Pandemie zeigt, wie wichtig die Integration von Migrant*innen in Europa ist, denn sie sind maßgeblich an der sogenannten „Systemerhaltung“ beteiligt.

Anlässlich des Internationalen Tages der Migrant*innen weist Caritas Generalsekretärin Anna Parr auf die Bedeutung von Migration in Europa hin: „Migrantinnen und Migranten bereichern unsere Gesellschaft in zahlreichen Facetten und sind darüber hinaus für die Aufrechterhaltung systemrelevanter Bereiche, wie dem Gesundheits- und Sozialwesen, der Lieferketten und dem öffentlichen Verkehr in ganz Europa unverzichtbar. Leider sind sie auch diejenigen, die am ehesten die Auswirkungen wirtschaftlicher Krisen zu spüren bekommen und mit einem Mangel an Solidarität konfrontiert sind.“

Europa profitiert von Migration

Europa braucht Migration und hängt auch von ihr ab, um seine eigene Entwicklung und das Wohlergehen seiner Bürger*innen aufrecht zu erhalten. Eine aktuelle Studie im Auftrag der Europäischen Kommission zeigt, dass Migrant*innen und Geflüchtete bereits seit langem eine Schlüsselrolle bei der Aufrechterhaltung der europäischen Wirtschaft in unterschiedlichen Sektoren wie Logistik, Landwirtschaft, Gesundheitswesen, Bauwesen, Bildung und Wissenschaft spielen. In der Corona Pandemie wurde diese Abhängigkeit besonders deutlich: Im Durchschnitt ist eine*r von fünf Arbeitnehmer*innen in der Lebensmittelverarbeitung in der EU im Ausland geboren. „Es ist höchst an der Zeit, dass wir diese Beiträge auch öffentlich anerkennen, die Migrantinnen und Migranten, in vielen wichtigen Bereichen als wertvolle Arbeitskräfte leisten“, so Parr.

Prekäre Arbeitsbedingungen und höheres Armutsgefährdungsrisiko

Was oft unerwähnt bleibt, ist, dass diese systemerhaltenden Berufe, insbesondere jene mit einem überproportional hohen Anteil an Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund, regelrecht prekäre Arbeitsbedingungen aufweisen. Geflüchtete arbeiten mit einer Wahrscheinlichkeit bis zu 60% in Branchen, die durch Covid-19 stark beeinträchtigt sind: Beherbergung, Lebensmittelbranche, Produktion und Einzelhandel. Das Risiko der Armutsgefährdung trifft daher migrantische Arbeitnehmer*innen deutlich stärker als ihre einheimischen Arbeitskolleg*innen. Die Caritas erlebte im Vorjahr einen Spitzenwert bei der Nachfrage um Hilfe von Student*innen mit Migrationshintergrund, die ihre Teilzeitjobs verloren haben, auf die sie zur Finanzierung ihres täglichen Lebens jedoch angewiesen sind.

„Migrant*innen brauchen denselben Zugang zu Arbeitsplätzen, die ihrem formalen Bildungsniveau entsprechen, offizielle Verträge, faire Arbeitsbedingungen und das gleiche Gehalt wie Einheimische in der gleichen Position. Zusammengefasst geht es in Europa um einen auf Rechten basierenden, menschenzentrierten und zukunftsorientierten Zugang zu Migration. Legen wir unseren Fokus auf die positiven Aspekte von Migration, der dann auch sicherstellt, dass die Fähigkeiten und Beiträge von Migrantinnen und Migranten öffentlich gewürdigt werden“, so Parr.

Stärken der Solidarität mit Migrant*innen

Migrant*innen könnten noch viel mehr für die Gesellschaft beitragen. Aber noch immer seien sie viel zu oft mit stereotypen Schubladisierungen, Diskriminierungen und Anfeindungen konfrontiert, so Parr. Dieser anhaltende Mangel an Solidarität zeigt nicht nur, dass sich Österreich von den europäischen Grundwerten entfernt, sondern auch, dass die EU und ihre Mitgliedsstaaten es versäumt haben, ein förderliches Umfeld zu schaffen, das den positiven Beitrag von Migrant*innen in ihren Heimatländern stärken kann. „Je mehr Migrant*innen die Möglichkeit haben, sich zu entfalten, desto mehr können ihre Aufnahmeländer und Gemeinschaften von ihren Beiträgen profitieren: Unter ihnen sind auch Flüchtlinge oder Asylsuchende, die einen wertvollen Beitrag leisten können und wollen. Sie alle sollten mit Würde und nicht mit Verachtung behandelt werden“, so Parr. Im Hinblick auf die Situation an den Grenzen Europas erneuert Parr den jüngsten Appell der Caritas: „Wir brauchen sichere, reguläre Wege nach Europa und keine höheren Mauern und Gewalt für besonders schutzbedürftige Menschen.“