Parr zum Internationalen Tag der Bildung: „Pandemie verschärft Bildungsungerechtigkeit weltweit“

„Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte wurde für eine ganze Generation von Kindern das Lernen unterbrochen“, sagt Caritas Generalsekretärin Anna Parr anlässlich des Internationalen Tages der Bildung: „Schon vor COVID-19 haben 258 Millionen Kinder keine Schule besucht. Durch die Pandemie hat sich die Bildungskrise weiter verschärft.“ Laut Schätzungen wurden weltweit insgesamt rund 112 Milliarden Schultage versäumt; rund 10 Millionen Kinder werden niemals wieder zur Schule gehen. Fast ein Drittel aller Kinder zwischen 5 und 17 Jahren, die nicht zur Schule gehen, lebt in Ländern, die von Notsituationen betroffen sind und somit nur beschränkten bis gar keinen Zugang zu Bildung haben.

Auch in Österreich hängt der Bildungsweg eines Kindes immer noch vom Einkommen und dem Bildungsgrad der Eltern ab. Das zeigt sich allein darin, dass über 80% der 10- bis 14-Jährigen aus armutsgefährdeten Haushalten in die Hauptschule oder NMS gehen, nur 16% gehen in eine AHS. Aus den Caritas Lerncafés in ganz Österreich berichtet Parr: „Wir sehen, dass armutsbetroffene Kinder vom Schulsystem nicht ausreichend aufgefangen werden. Diese Kinder kommen beim digitalen Schulalltag, der spätestens mit Corona eingekehrt ist, mangels Ausstattung und elterlicher Unterstützung kaum mit. Lerndefizite, die sie nach langen Phasen des Homeschoolings aufgebaut haben – Schwächen beim Lesen, Probleme beim Schreiben und die Schwierigkeit, Aufgaben zu verstehen – können nur schwer abgebaut werden.“ Eltern armutsbetroffener Kinder fehlen häufig die Kenntnisse und die Ressourcen, um sie bedarfsgerecht zu unterstützen. Nachhilfe ist für viele nicht leistbar. Aber gerade Bildung sei das effektivste Mittel, um den Armutskreislauf zu durchbrechen, so Parr.

Lernen in Krisensituationen: Die Caritas hilft.

Die Caritas Österreich hat das Angebot an Lerncafés in den letzten zehn Jahren stark ausgebaut und bietet mittlerweile an 62 Standorten österreichweit kostenlose Nachhilfe und Nachmittagsbetreuung für über 2.000 Kinder. Weltweit werden insgesamt 70.000 Kinder mit Bildungsprojekten der Caritas unterstützt. Gerade in außergewöhnlichen und traumatisierenden Situationen, wie auf der Flucht, in Kriegen oder nach Naturkatastrophen ist der Schulbesuch der erste Schritt zu einer Normalisierung und Stabilisierung, weiß Birgit Ertl, Leiterin für den Bereich Kinder und Jugend der Caritas Auslandshilfe: „In Bosnien-Herzegowina gelang es etwa, dass Kinder und Jugendliche, die in Flüchtlingsunterkünften leben, weiter lernen konnten. Wir haben Schulplätze organisiert und die notwendigen Materialien bereitgestellt. Im Tageszentrum der Caritas bekommen Kinder auf der Flucht außerdem gemeinsam mit Kindern aus sozial bedürftigen lokalen Familien Lernunterstützung, damit sie dem Unterricht folgen können.“

Bildung als Rettungsanker – in Österreich und weltweit.

Gerade für Kinder in Krisensituationen stelle Bildung einen Rettungsanker dar, so Parr: „Wenn zu Hause Gewalt herrscht, kann die Schule Sicherheit bieten. Wenn zu Hause Hunger herrscht, kann ein Schulessen über den Tag helfen. Wenn zu Hause niemand Arbeit hat, dann kann Bildung einen Ausweg aus Armut aufzeigen.“ Es gelte, das Recht auf Bildung und Schule überall umzusetzen: „Die Kinderrechtskonvention wurde von allen Staaten weltweit, mit Ausnahme der USA, unterzeichnet. Deswegen ist es die Verantwortung jedes Staates, jedem Kind das sich in dem Land aufhält, die Möglichkeit zum Lernen zu geben.“ Auch in Österreich sei das Ausmaß an Kinderarmut und Bildungsungleichheit ein klarer Handlungsauftrag, so Parr abschließend: „Zusätzlich zu Maßnahmen zur Armutsbekämpfung und –prävention muss bei den Jüngsten in unserer Gesellschaft angesetzt werden. Ein flächendeckendes Angebot von qualitativ hochwertigen Kindergärten unterstützt Eltern in ihrer Erwerbstätigkeit und kann der Beginn einer gelingenden Bildungslaufbahn sein, besonders in Verbindung mit einem zweiten verpflichtenden und kostenlosen Kindergartenjahr. Außerdem braucht es eine langfristige Ausweitung von kostenlosen Förderungsmaßnahmen und außerschulische Lernangeboten für Schulkinder, damit kein Kind zurückbleibt und genau die Unterstützung erhält, die es benötigt.“

Bitte helfen auch Sie!

Jede Spende hilft. Sie wärmt, sie macht satt, sie schenkt ein Dach über dem Kopf. Und sie bietet Lebensperspektiven.

  • Mit einer Spende von 30 Euro decken Sie für einen Monat lang die liebevolle und kompetente Betreuung für ein Kind sowie die Kosten für die Mahlzeiten und Bastel- und Schreibmaterialien.
  • Mit 60 Euro finanzieren Sie einem Kind im Libanon einen Monat lang den Transport in die Schule und die Schulgebühren.
  • 200 Euro sichern den Schultransport für eine Woche für 30 Kinder im Libanon.

Caritas-Spendenkonto:
Erste Bank: IBAN AT23 2011 1000 0123 4560, BIC GIBAATWWXXX
Kennwort: Kinder in Not
Online-Spenden: www.caritas.at/kinder

Wir danken unseren Sponsoren Erste Bank und Sparkassen sowie dem Wiener Städtische Versicherungsverein!

Rückfragen & Kontakt:

Caritas Österreich
Melanie Wenger-Rami
Pressesprecherin, Leitung Öffentlichkeitsarbeit
+43 664/8266920
melanie.wenger-rami@caritas-austria.at