Caritas-Präsident Landau und Bachmann-Preisträgerin Tanja Maljartschuk: „Die Ukraine braucht jetzt unsere Hilfe!“

„Kiew ist von Wien nicht weiter entfernt als Paris. Und Bregenz liegt gleich nah wie die ukrainische Grenze. Die Ukraine ist ein Nachbarland. Und unsere Nachbarn brauchen jetzt dringend unsere Hilfe!“ Mit diesem Appell wandten sich heute Michael Landau, Präsident der Caritas Europa, Bachmannpreisträgerin Tanja Maljartschuk und die Präsidentin der Caritas Ukraine, Tetiana Stawnychy an Österreichs Öffentlichkeit. Das zweitgrößte Land Europas gerät in Folge von Krieg und Pandemie schwer ins Wanken. „Die Not ist dramatisch. Und die humanitäre und die politische Lage spitzen sich immer weiter zu. Bereits jetzt sind 2,9 Millionen Menschen in der Ostukraine auf humanitäre Hilfe angewiesen. Es mangelt an Trinkwasser, an medizinischer Versorgung und vielerorts auch an Lebensmitteln. Der seit acht Jahren andauernde Krieg hat bisher bereits mehr als 13.000 Menschen das Leben gekostet. Knapp 1,5 Millionen Menschen wurden zu Flüchtlingen im eigenen Land. Und derzeit ist völlig offen, ob und wann der Krieg in eine neue heiße Phase tritt“, betonte Landau. Unterstützung erhielt Landau, der dieser Tage erneut in die Ukraine aufbrechen wird, von Schriftstellerin und Bachmann-Preisträgerin Tanja Maljartschuk, die aus der Ukraine stammt und in Wien lebt: „Die politische Situation in meinem Heimatland ist sehr ernst. Ich denke da in erster Linie an die Bevölkerung, an meine Familie und Freund*innen, die seit mittlerweile vielen Jahren unter schwersten Umständen leben müssen. Die Menschen vor Ort wollen ein Leben in Frieden, sie haben Hoffnungen, Wünsche und Träume und ein Recht darauf, diese – auch wenn es noch dauern mag – auszuleben. Es geht um das Recht, nicht herumgeschoben und dann vergessen zu werden!“

Seit Ausbruch des Krieges: Caritas-Hilfe erreicht 800.000 Menschen

Acht Jahre nach Ausbruch des Krieges geht den Menschen die Kraft aus. Zuletzt haben sich wieder mehr als 100.000 russische Soldat*innen entlang der Grenze des Landes in Stellung gebracht. „Besonders Kinder sind von diesem Krieg betroffen. 510.000 Kinder leben allein in den Gebieten Donezk und Luhansk. Vor allem für jene Kinder, die in der Pufferzone leben, ist ein Aufwachsen inmitten von Krieg zur schrecklichen Normalität geworden. In den Schulklassen hängen etwa Schilder, die vor nicht entschärften Minen warnen“, schilderte Caritas-Projektleiterin Tetiana Maltseva. Tausende Kinder müssen regelmäßig in improvisierte Schutzbunker flüchten. Psychosozialer Stress, Albträume, Aggressionen und Panikattacken machen ihnen schwer zu schaffen. „Die Kinderarmut hat sich im ganzen Land, aber vor allem im Donbas, seit Ausbruch der Covid-Pandemie weiter verschärft“, sagte Tetiana Stawnychy, Präsidentin der Caritas Ukraine. Gleichzeitig setzt Corona dem Land immer stärker zu. „Überfüllte Spitäler, schlechte medizinische Versorgung und verheerende soziale Folgen sind die Konsequenz. Wer in ein Krankenhaus kommt, muss Bettwäsche und Essen vielerorts selber mitbringen und die Medikamente selbst organisieren und bezahlen“, fuhr sie fort. Generell lebt mehr als ein Drittel der Bevölkerung in extremer Armut. „Vor allem im Winter bleiben viele Wohnungen ungeheizt. Tausende alte Menschen und armutsbetroffene Familien leben in Wohnungen ohne Strom, Gas und Heizung, weil sie die Rechnungen nicht begleichen können. Was in Österreich schwer vorstellbar ist, ist bei uns vielerorts Realität: Jeden Winter erfrieren Menschen in ihren Wohnungen, auch diesen. Für viele Menschen ist der Alltag ein einziger Überlebenskampf“, sagte Stawnychy.

Seit 30 Jahren im Einsatz „Helfen oft dort, wo sonst niemand mehr Hilfe leistet“

Die Caritas ist seit knapp 30 Jahren vor Ort im Einsatz und seit Ausbruch des Krieges hat die Caritas mehr als 800.000 Menschen mit ihrer Hilfe erreicht. Landau: „Unsere Projekte befinden sich im ganzen Land – entlang der 420 Kilometer langen Kontaktlinie im Osten des Landes ebenso wie in allen anderen Landesteilen. Unsere Hilfe beruht auf der Versorgung mit Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs, psychosozialer Unterstützung, häuslicher Pflege in schwer zugänglichen Gebieten, sauberem Wasser, Hilfe beim Lebensunterhalt und Schutzräumen in Tageszentren für Kinder. Kurzum: Es geht um basale und ganz elementare Hilfe im täglichen Überlebenskampf, dem sich viele Ukrainer*innen ausgesetzt sehen.“

„Österreichische Bundesregierung sollte Hilfe vor Ort intensivieren“

„Die Ukraine ist kein Objekt, kein Stück Kuchen am Schachbrett. Wir müssen die Ukraine endlich als ein Subjekt wahrnehmen und den Menschen vor Ort beistehen“, betonte Maljartschuk. Und Landau hakte ein: „Es gilt jetzt, unsere Hilfe weiter auszubauen.“ Die österreichische Bundesregierung habe hier in der Vergangenheit mehrfach konkret Engagement gezeigt. „Doch aus Sicht der Caritas ist klar: Wir brauchen jetzt eine weitere Erhöhung des Auslandskatastrophenfonds und eine Erhöhung der Mittel der bilateralen Hilfe – gerade auch jetzt für die Ukraine. Denn diese Mittel würden es uns und anderen ermöglichen, die Hilfe etwa in der Pufferzone weiter aufrechtzuerhalten und auszubauen!“

Die Ukraine darf nicht in Vergessenheit geraten. Jede Spende hilft!

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