Caritas zum Welternährungstag: „Hunger als Kriegswaffe – Katastrophe im Sudan erfordert rasches Handeln“

Caritas warnt zum Welternährungstag:Die Hungersituation verschärft sich weltweit, besonders im Sudan. Sie fordert verstärkte humanitäre Hilfe und entschlossenes Handeln der Politik

Rund 733 Millionen Menschen auf der Welt leiden an Hunger. Das ist fast jede*r Zehnte. Und diese Zahl ist auch 2024 nicht rückläufig! Denn während es in Teilen Asiens und Lateinamerika Fortschritte gibt, nimmt der Hunger in Vorderasien, in der Karibik und überall in Afrika weiter zu. Dort ist mittlerweile jeder fünfte Mensch von Hunger betroffen. Die humanitären Bedürfnisse haben sich in vielen Ländern dramatisch verschärft, und neue Krisen kommen ständig dazu. Der finanzielle Bedarf stieg allein in diesem Jahr auf 48,7 Mrd. USD, doch die Mittel sind erschreckend knapp: Nur 16% des Bedarfs wurden bisher gedeckt.

„Hunger ist kein Schicksal! Immer mehr Menschen leben völlig unverschuldet in komplexen und multiplen Krisen. 30% der Weltbevölkerung - das ist fast jede*r Dritte - haben keinen ständigen Zugang zu Nahrungsmitteln. Das ist ein Skandal! Solange Kinder an Hunger sterben haben wir als globale Gemeinschaft versagt!“ stellt Andreas klar.

Globaler Hunger auf dem Vormarsch: Katastrophe im Sudan erfordert Handeln

Besonders besorgniserregend ist die Lage im Sudan: Die Menschen dort erleben aktuell die größte Hungerkrise der Welt. Mit fast 26 Millionen Menschen ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung akut von Hunger betroffen. Fünf Millionen Kinder sowie schwangere und stillende Frauen sind mangelernährt. Bis Jahresende könnten bis zu zwei Millionen Menschen an Hunger und damit verbundenen Krankheiten sterben. Ohne sofortige humanitäre Hilfe drohen weitere sechs bis zehn Millionen Menschen bis 2027 zu verhungern.

„Die Situation im Sudan ist dramatisch - sie ist noch schlimmer als die Hungerkatastrophe in Äthiopien in den 1980er Jahren. Zwei Millionen Menschen werden bis Jahresende an Hunger sterben. Das ist ein Skandal. Trotz des unglaublichen Ausmaßes dieser Not, stellt die internationale Gemeinschaft nicht die notwendigen Mittel bereit. Die internationale Gemeinschaft muss jetzt handeln, ansonsten droht der Hungertod einer ganzen Generation“, betont Knapp.

Konflikte und Klimakrise als Treiber des Hungers

Die Menschen in Krisengebieten sind schon seit Jahren von komplexen und multiplen Krisen betroffen: Sie leben in großer Armut, sie leben in bewaffneten Konflikten und Kriegen. 

Konflikte wie der brutale Bürgerkrieg im Sudan sind eine der Hauptursachen für akute Hungerkrisen. Die Vereinten Nationen sprechen davon, dass es weltweit keine natürlichen Hungersnöte mehr gibt - nur noch politische. „Hunger wird immer häufiger als Waffe eingesetzt, um Zivilbevölkerungen zu schwächen. Dies sehen wir nicht nur im Sudan, sondern auch in anderen Konfliktregionen wie Syrien und dem Jemen“, so Knapp weiter.

Und in diesen langanhaltenden Krisen lebend, kämpfen die Menschen inzwischen täglich zusätzlich mit den Auswirkungen der Klimakrise. Immer häufigere und massivere Naturkatastrophen erschweren das Leben der Menschen zusätzlich. 86% der Menschen im Sudan leben von Landwirtschaft und Viehzucht. Waren Dürren bisher alle 5 oder 10 Jahre Ausnahmeereignisse, sind es jetzt schon jährliche Ereignisse. Der Regen bleibt entweder ganz aus oder geht viel zu stark an unerwarteten Orten nieder - und richtet in beiden Fällen großen Schaden an. Dadurch werden oftmals ganze Regionen von lebensnotwendigen Dienstleitungen abgeschnitten und Tausende Menschen sind gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen.

„Die Fluten vernichten lebensnotwendige Ernten, das Vieh verendet. Es fehlt in Folge an Nahrung, sauberem Wasser, Gesundheitsversorgung und noch viel mehr. Es fehlt an allem. Für die Betroffenen ist es immer schwieriger aus eigener Kraft ihr Leben immer wieder neu aufzubauen“, beschreibt Knapp.

Forderungen an die österreichische Bundesregierung

Die Caritas fordert von der kommenden österreichischen Bundesregierung klare Maßnahmen, um den Hunger weltweit zu bekämpfen. Es braucht ein starkes Bekenntnis Österreichs zur Humanitären Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit. Konkret fordert die Caritas, dass endlich die international vereinbarten 0,7 % der Wirtschaftsleistung für Entwicklungszusammenarbeit und Humanitären Hilfe bereitgestellt werden, davon 0,2 % für die ärmsten Länder (LDCs). Bis 2030 soll ein Budget von 200 Millionen Euro für humanitäre Hilfe sichergestellt werden. 

„Wir können nicht wegschauen, wenn hunderte Millionen Menschen weltweit unter Hunger leiden. Es ist nicht nur unsere Pflicht und Verantwortung in Österreich, in Europa und weltweit in einer globalen Welt für eine gerechtere Verteilung zu sorgen und Hunger zu beenden. Die Kosten des Nichthandelns sind noch viel höher: Millionen Hungertode und die Gefahr der weiteren Destabilisierung der Region. Die nächste Bundesregierung muss den Kampf gegen Hunger auf die politische Agenda setzen, das Dreijahresprogramm für Österreichs Entwicklungszusammenarbeit rasch beschließen und ihr Engagement deutlich erhöhen“, fordert Knapp.

Caritas-Hilfe im Sudan und weltweit

Trotz des begrenzten Zugangs für Nothilfe vor Ort leistet die Caritas im Sudan und weltweit Hilfe. Das ist möglich durch ein Netzwerk an lokalen zivilgesellschaftlichen Organisationen. So unterstützt die Caritas zum Beispiel im Sudan konkret mit Nahrungsmitteln, Gesundheitsversorgung sowie Wasser, Sanitärversorgung und Hygieneartikel. Insgesamt hat die Caritas im Netzwerk und gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen im Sudan seit September 2023 mehr als 1,1 Millionen Menschen versorgt.

Auch in langfristigen Projekten arbeitet die Caritas daran, Menschen in den ärmsten Regionen der Welt dabei zu unterstützen, ihre Lebensgrundlagen zu sichern. Durch Caritas-Projekte erhalten Kleinbäuer*innen beispielsweise dürreresistentes Saatgut und gleichzeitig Schulungen, wie sie ihr Wassermanagement verbessern und mit verbesserten Anbaumethoden dem Klimawandel begegnen können.

„Wir dürfen nicht zusehen, wie Hunger weiterhin Millionen Menschen das Leben kostet und ganze Regionen destabilisiert. Die Caritas wird weiterhin vor Ort Hilfe leisten, aber es braucht endlich ein entschiedenes Handeln der Politik.“, so Knapp abschließend.