Schwester Caelina berichtet vom Wiederaufbau des Kinderheims in Japan und sagt Danke

Am 11. März 2013 jährt sich die Erdbebenkatastrophe in Japan zum zweiten Mal. Das dramatische Ausmaß der Zerstörungen erforderte besondere Unterstützung von Seiten der internationalen Gemeinschaft. Die Spendenbereitschaft weltweit war enorm und auch die Caritas sah sich verpflichtet, den betroffenen Menschen in Japan zu helfen: gemeinsam mit den Maltesern wird der Wiederaufbau des Kinderheimes "Fujinosono" finanziell unterstützt.

Diese Katastrophenhilfe war für das Kinderheim, das nur 150 km Luftlinie entfernt vom durch das Erdbeben schwer beschädigten und havarierten Atomkraftwerk Fukushima liegt, essentiell. Aufgrund der Zerstörungen im Land war keine unmittelbare und schnelle staatliche Hilfe in Aussicht.

"Fujinosono", Ichinoseki

Das Kinderheim Fujinosono liegt in Ichinoseki, einem kleinen Dorf in der Präfektur Iwate. Die Kinder im Heim sind zwischen 3 und 18 Jahren alt und stammen aus allgemein schwierigen familiären Verhältnissen. Die Gründe für ihre Einweisungen sind unterschiedlich. Das Heim wird von der deutschen Ordensschwester, Sr. Caelina Mauer, einer Thuiner Franziskanerin, geleitet. Sie war am 5.2.2013 in Wien zu Besuch, um von den Fortschritten auf der Baustelle des Heimes zu berichten. Vor allem wollte sie auf diesem Weg, im Namen ihrer MitarbeiterInnen und der Kinder, den zahlreichen SpenderInnen in Österreich "Danke" für deren Unterstützung beim Wiederaufbau des Kinderheimes sagen.

Die ersten Tage nach dem Beben 2011

Über das erschreckende Ausmaß der Zerstörungen, vor allem an der Pazifikküste Japans, hatten die Menschen in Ichinoseki erst einige Tage nach dem Erdbeben erfahren. Da es zu dieser Zeit keinen Strom gab, konnten keine offiziellen Informationen zu den Menschen gelangen, "wir hatten kein Fernsehen, kein Radio, gar nichts funktionierte. Es herrschte absolutes Chaos", berichtet Sr.Caelina. Erst zwei Tage nach dem Beben erreichten die ersten offiziellen Informationen die Bevölkerung. Während der ersten Wochen nach dem Beben waren die Kinder und MitarbeiterInnen des Heimes in einer Turnhalle untergebracht. Die Unklarheit über die allgemeine Situation im Land, der Mangel an Nahrungsmitteln und die zu dieser Zeit herrschende Kälte stellten in diesen Tagen besonders große Herausforderungen für alle dar.

Container als Übergangslösung

Innerhalb von zwei Monaten nach der Katastrophe wurde ein Übergangsheim gebaut. Das alte Gebäude war durch die vom Erdbeben verursachten Schäden unbewohnbar geworden: "Nach mehreren Taifun-Regenfällen, die so stark waren, dass das Regenwasser durch alle Gebäuderitzen eindrang", so Sr.Caelina, "war ein kompletter Neubau des Heimes unumgänglich". Das Übergangsheim musste so schnell wie möglich errichtet werden - ein simples Container-Gebäude ohne jegliche Isolierung. Das bedeutet, es bietet im Winter keinen Schutz vor den nicht selten herrschenden Minusgraden, und im Sommer steigt die Raumtemperatur oft auf über 40°C. "Die Situation im Heim ist nicht leicht, die Kinder haben wenig persönlichen Platz, was in Stresssituationen auch zu Reibereien führen kann. Das Übergangsheim hat zwar Spielräume für jede Wohngruppe, jedoch gibt es keinen Gemeinschaftsraum, wo alle gemeinsam Zeit verbringen können."

Neues Kinderheim - Fortschritt der Arbeiten

Die Bauarbeiten für das Gebäude sind voll im Gange. Baubeginn war im September 2012, mittlerweile ist der erste Stock fertig und die Arbeiten am zweiten Stock konnten beginnen. Durch den strengen Winter (bis zu -12°C) hat sich der Zeitplan ein wenig verzögert, aber die Arbeiten gehen gut voran und das Heim soll im Juni 2013 eröffnet werden. Die gesamte Energieversorgung des Heimes basiert auf einem besonderen "Eco-System": Das neue Haus wird Solarpaneele am Dach haben und mit einem Biomasseofen sowie mehreren Holzöfen beheizt werden. Nach der durch das Beben verursachten Explosion im Atomkraftwerk Fukushima möchte man damit ein Zeichen setzen und einen ersten Schritt hin zur Unabhängigkeit von der Atomenergie machen. Insgesamt gibt es im Heim sechs Wohngruppen mit je 6-8 Kindern, das neue Heim wird also für maximal 48 Kinder Platz bieten. In jeder Wohngruppe wird es einen Speise- und Wohnraum, eine eigene Küche, ein Bad, eine Dusche und zwei Toiletten geben. Im administrativen Gebäudetrakt wird ein Gemeinschaftsraum entstehen, der in Notfällen als Evakuierungsraum für Menschen außerhalb des Heimes verwendet werden kann. Der Fortschritt der Bauarbeiten wird von den Kindern mit Spannung verfolgt. "Jeden Tag sehen die Kinder, wie es ein bisschen weitergeht, was ein großes Symbol der Hoffnung für sie und die Mitarbeiter darstellt", erzählt Sr. Caelina.