Caritas zum Weltjugendtag: Dürfen Kinder und Jugendliche in Krisen und Konflikten nicht aus dem Blick verlieren

Sich gegenseitig verstärkende Krisen bedrohen die Zukunft von zahlreichen Kindern und Jugendlichen. Versprochene Erhöhung der Gelder für Entwicklungszusammenarbeit ist drängender denn je.

„Die Covid-19 Pandemie, der Krieg in der Ukraine mit seinen globalen Dominoeffekten, aber auch die Klimakrise haben massive Auswirkungen auf die Zukunftsperspektiven von Kindern und Jugendlichen. Weltweit leidet schon heute fast jedes vierte Kind unter fünf Jahren an chronischer Unterernährung. Erstmals seit Jahrzehnten nimmt der Hunger in den letzten Jahren auch wieder zu“, warnt Andreas Knapp, Auslandshilfe-Generalsekretär der Caritas Österreich.

Während seit Kriegsbeginn fast zwei Drittel aller ukrainischen Kinder und Jugendlichen ihre Heimat verlassen mussten, leiden auch weltweit Millionen Heranwachsende unter den globalen Dominoeffekten des Kriegs. Nicht zuletzt in Ländern des Globalen Südens droht vielen jungen Menschen Mangelernährung und Hunger. „In einer von der Covid-19 Pandemie ohnehin schon angespannten Ernährungssituation lässt der Krieg die Lebensmittelpreise und die Kosten für Energie in die Höhe schnellen. Das führt zu dramatischen Situationen in den ärmsten Regionen dieser Welt und betrifft leider viel zu oft auch die Jüngsten. Seit Anfang des Jahres sind beispielsweise 260.000 Kinder von lebensbedrohlichem Hunger betroffen, unter anderem am Horn von Afrika und in der zentralen Sahelzone“, zeichnet Knapp ein Bild von der Situation vor Ort.

Eine warme Mahlzeit für Schüler und Schülerinnen der NToto Highschool

Wie effektiv und schnell geholfen werden kann, zeigt ein Projekt der Caritas in Äthiopien:  aufgrund anhaltender lokaler Konflikte und Dürreperioden herrschen in weiten Teilen des Landes Mangelernährung und Hunger. Als Reaktion wurde im vergangenen Jahr ein Ausspeisungsprogramm an der „NToto Highschool“ eingeführt. Es richtet sich direkt an Schüler und Schülerinnen in Äthiopiens Hauptstadt, deren Eltern sich nicht mehr in der Lage sehen, sie ausreichend zu ernähren. An jedem Schultag wurde letztlich ein warmes Mittagessen ausgerichtet, der Bedarf war enorm. Neben Schulausspeisungen versorgt die Caritas in Äthiopien unterernährte Kleinkinder in Babyfeeding-Zentren, verteilt Nahrungsmittelpakete und engagiert sich auch in der langfristigen Entwicklungszusammenarbeit.

Zugang zu Bildung, egal unter welchen Bedingungen

Eine weitere dramatische Entwicklung ist hinsichtlich der Bildungssituation für Menschen in Krisenregionen auszumachen: Fast jedes dritte Kind oder Jugendliche ohne Bildungszugang lebt in einem Land, das von einer Notsituation betroffen ist. Schon vor der Covid-19 Pandemie konnten 258 Mio. Kinder und Jugendliche keine Schule besuchen, beinahe die Hälfte davon war im schulpflichtigen Alter. „In Krisen- und Konfliktzeiten geht es natürlich zunächst darum, dass Kinder und Jugendliche ausreichend zu essen haben und deren Schutz sowie Sicherheit garantiert sind. Für die Zukunftschancen ist Bildung aber ebenso zentral. Daher ist es uns auch wichtig, dass Kinder und Jugendliche in Krisenzeiten in die Schule gehen können und nicht auf den Feldern arbeiten oder in den Städten betteln müssen“, sagt Knapp. Gemeinsam mit Partnerorganisationen in den Krisen- und Konfliktregionen weltweit baut die Caritas daher in mehr als 120 Projekten und Programmen für Kinder und Jugendliche Bildungsbarrieren für besonders benachteiligte Kinder und Jugendliche ab und schafft außerschulische Bildungsangebote

Rasche Umsetzung des 0,7%-Ziels für Entwicklungszusammenarbeit Gebot der Stunde

Die Herausforderungen im globalen Süden sind mannigfaltig, der Bedarf an finanziellen Mitteln steigt. „Angesichts multipler, sich gegenseitig verstärkender Krisen ist es ein Gebot der Stunde, das international vereinbarte 0,7%-Ziel für Entwicklungszusammenarbeit rasch zu erreichen. Mit den derzeit gerade einmal 0,31% hinken wir im internationalen Vergleich hinterher, unser Nachbar Deutschland hat das Ziel mit 0,74% ebenso schon erreicht wie Schweden mit 0,99 %. Auch um mehr notleidenden Kindern und Jugendlichen eine Perspektive zu bieten, braucht es rasch zusätzliche Mittel“, appelliert Knapp an die Bundesregierung. Das hat sich die Bundesregierung auch selbst zum Ziel gesetzt: Im aktuellen Regierungsprogramm wurde eine schrittweise und substanzielle Erhöhung der Mittel für Entwicklungszusammenarbeit in Richtung des internationalen Ziels von 0,7% des Bruttonationaleinkommens (BNE) festgehalten.

Knapp: „Das 0,7% Ziel sollte gesetzlich verankert werden und strategisch am Dreijahresprogramm ausgerichtet sein. Österreich muss endlich seine Position unter den Schlusslichtern Europas aufgeben und Verantwortung wahrnehmen. Nur so kann die Not für Millionen Menschen verlässlich verringert werden. Nur so geben wir Kindern, Jugendlichen und Familien in den Krisenherden unserer Welt wieder Hoffnung und eine Zukunft.“