Alarmierender Trend zum Welternährungstag: Mit 828 Millionen Menschen hungern um ein Fünftel mehr Menschen als noch 2019

Multiple Krisen führen zu dramatischer Hungerlage. Das Budget für die Auslandshilfe 2023 sollte entsprechend deutlich erhöht werden.

2030 sollte niemand mehr hungern. So lautet das UN-Ziel, von dem wir uns leider immer weiter entfernen. „Nicht zuletzt wegen des Ukraine-Kriegs, aber auch als Folge der Klimakrise, der Covid-19 Pandemie, lokaler Konflikte und des Inflations- und Preisdrucks erleben wir aktuell eine dramatische Hungerkrise in vielen Weltregionen“, so Andreas Knapp, Auslandshilfe-Generalsekretär der Caritas Österreich. Weltweit leiden 828 Millionen Menschen, also jeder zehnte Mensch, an Hunger – und die Anzahl der von Hunger betroffenen Menschen steigt weiter an.  „Österreich hinkt bei der Entwicklungshilfe hinterher. Deutschland beispielsweise investiert fast viermal so viel in direkte Projekthilfe wie Österreich. Alleine die dramatische Zahl von 828 Millionen hungernden Menschen sollte Grund genug sein, die Mittel für die Auslandshilfe im Budget 2023 spürbar zu erhöhen“, so Knapp.

Akute Hilfe und langfristige Perspektiven durch Auslandshilfe

In Zeiten multipler Krisen sollte gerade die Entwicklungspolitik einen höheren Stellenwert genießen, hat sie doch in einer globalisierten Welt eine wichtige stabilisierende Funktion. „Mit Humanitärer Hilfe können wir akut Hilfe leisten, damit Menschen in Krisensituationen u.a. sicheren Zugang zu Nahrungsmitteln, sauberem Trinkwasser und medizinischer Versorgung haben“, so Knapp. „Nicht weniger bedeutend ist die längerfristige Entwicklungszusammenarbeit. Sie kann einen Beitrag dazu leisten, soziale, wirtschaftliche und ökologische Bedingungen zu verbessern“, hält Knapp fest. Bei dieser Art der Unterstützung werden Menschen neue Lebensperspektiven ermöglicht und sie werden widerstandsfähiger gegen äußere Einflüsse. Kleinbäuerinnen und Kleinbauern beispielsweise werden durch diversifizierten Anbau, an das Klima angepasstes Saatgut und einer besseren Vermarktung ihrer Produkte dabei unterstützt, ihren Zugang zu Nahrung zu sichern.

Vergessene Krisen im Nahen Osten

Hunger ist leider in vielen Regionen dieser Welt ein großes Problem, darunter fallen große Teile Afrikas. In Ostafrika bahnt sich eine Hungersnot ungeahnten Ausmaßes an, auch im Nahen Osten ist die Situation dramatisch. „Auf den Nahen Osten blicken wir mit großer Sorge. In Syrien haben knapp 12 Jahre verheerender Bürgerkrieg samt wirtschaftlichem Niedergang, die COVID-19-Pandemie und Wetterextreme 12 Millionen Menschen in den Hunger getrieben. Wegen dem Krieg in der Ukraine fallen nun auch noch wichtige Lebensmittel aus Russland weg oder sind aufgrund der Teuerung unleistbar geworden. Kein Wunder, dass mittlerweile 9 von 10 Syrerinnen bzw. Syrern unterhalb der Armutsgrenze leben. Knapp 15 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen – darunter rund 6,5 Millionen Kinder“, betont Knapp.

Caritas in Syrien: akute Hilfe und langfristige Perspektiven

Aus diesem Grund unterstützt die Caritas in Syrien viele Familien, die durch den Bürgerkrieg und die Wirtschaftskrise ihre gesamte Lebensgrundlage verloren haben. Mittels Bargeldhilfen können sie selbstbestimmt die wichtigsten Grundbedürfnisse decken und dabei gleichzeitig lokale Märkte stärken. In Bildungsprojekten bekommen Schülerinnen und Schüler nicht nur ein gesundes Essen, sondern auch Schulmaterialien und wenn nötig Nachhilfeunterricht und psychosoziale Unterstützung. So haben die Kinder ausreichend zu essen, für die Eltern werden die Schulkosten reduziert. „Die Menschen im Nahen Osten verlieren angesichts der sich gegenseitig anheizenden Krisen zunehmend die Hoffnung. Durch unsere Unterstützung zeigen wir, dass wir sie nicht vergessen. Diese Hilfe braucht aber ausreichend Ressourcen," betont Knapp

Nur gemeinsam werden wir die globalen Krisen lösen

Die Bundesregierung hat bereits bewiesen, dass sie rasch und effektiv helfen kann. Als Reaktion auf den Ukraine-Krieg wurde der Auslandskatastrophenfonds im Jahr 2022 erfreulicherweise einmalig erhöht. „Wegen anhaltender, weltweiter Krisen sollte die Bundesregierung 2023 nicht nur die akute Hilfe in Form zusätzlicher Humanitärer Hilfsgelder stärken, sondern auch die langfristig angelegte bilaterale Entwicklungszusammenarbeit erhöhen. Dann kann Österreich im Kampf gegen Hunger und Armut auch strukturell mehr zu Verbesserungen beitragen. Bei derzeit 0,31 % des Bruttonationaleinkommens, die Österreich in Entwicklungszusammenarbeit investiert, ist in Richtung des international vereinbarten Ziels von 0,7% durchaus noch Luft nach oben“, hält Knapp fest. „Investitionen in die Auslandshilfe sind Gelder, von dessen Ertrag letztlich auch wir in Österreich in Form von Stabilität und Sicherheit profitieren“, unterstreicht Knapp.