Eine Mutter hält ein Kleinkind am Arm, daneben steht noch eine Jugendliche, sie umarmt die beiden. Sie tragen Winterjacken und Hauben. Im Hintergrund ist ein vom Krieg zerstörtes Haus zu erkennen.

© Oksana Zinchenko

1 Jahr Krieg in der Ukraine: Caritas zieht Bilanz und fordert Integrationspaket für Geflüchtete in Österreich

Landau: „In der Ukraine hat unsere Hilfe 4 Millionen Menschen erreicht und der Einsatz geht unermüdlich weiter.“ Caritas fordert Perspektive für Ukraine-Geflüchtete in Österreich.

Am 24. Februar jährt sich der brutale Angriff Russlands auf die Ukraine zum ersten Mal. Seit diesem Tag vor einem Jahr erreichen uns tagtäglich schreckliche Bilder. Ganze Städte liegen in Schutt und Asche, zehntausende zivile Opfer sind zu beklagen, Millionen Menschen sind zur Flucht gezwungen. „Der Krieg wird grausam geführt. Oft treffen die Angriffe gezielt die zivile Infrastruktur und verursachen unfassbares menschliches Leid. Mit 17,7 Millionen Menschen sind fast die Hälfe der Menschen aus der Ukraine auf humanitäre Hilfe angewiesen“, so Caritas-Präsident Michael Landau. „Dank der anhaltenden Solidarität der Menschen in Österreich kann die Caritas aber seit dem ersten Tag den Betroffenen helfen und unsere Hilfe wird einen langen Atem haben. In der Ukraine selbst, in den Nachbarländern und auch in Österreich“, betont Landau.

Hilfe vor Ort: Caritas Netzwerk erreicht 4 Millionen Menschen

Die Caritas ist bereits seit über 30 Jahren in der Ukraine tätig. Dank der Expertise und dem umfassenden Partnernetzwerk konnte die Caritas von Beginn des Angriffs weg mit der Nothilfe starten und bereits 4 Millionen Menschen erreichen. „Wir versorgen die Menschen mit Hilfsgütern wie Essen und Trinken, verteilen Medikamente und Hygieneprodukte und schauen, dass die Menschen ein Dach über dem Kopf haben. Jetzt im Winter machen wir auch Unterkünfte winterfest, stellen Heizmaterial, Generatoren und Öfen zur Verfügung und verteilen Decken und warme Kleidung“, weist Andreas Knapp, Auslandshilfe-Generalsekretär der Caritas, auf einige Aspekte der vielfältigen Hilfsangebote hin. „545 Tonnen Hilfsgüter konnten wir bisher in die Ukraine bringen und 135.000 Hilfspakete vor Ort verteilen. Getreu unserem Motto „Not sehen und handeln“ konnten wir alleine damit insgesamt über 570.000 Menschen Hilfe zukommen lassen“, betont Knapp.

Fokus auf psychosoziale Unterstützung: Einfach wieder mal Kind sein

7,5 Millionen Kinder sind vom Krieg betroffen, knapp 5 Millionen Kinder mussten flüchten. „Diese Kinder wachsen in einem Kriegsgebiet oder auf der Flucht auf und leben vielfach in Armut und Isolation: In Kellern, ohne Toiletten, ohne Licht, ohne Wasser. So etwas hinterlässt neben den materiellen Bedürfnissen natürlich auch tiefe seelische Wunden“, so Knapp. Um diesen Kindern ein gewisses Maß an Normalität zu ermöglichen, errichtete die Caritas im ersten Jahr der Hilfe 13 sogenannte Child Friendly Spaces. Es sind dies Orte, an denen Psycholog*innen und Sozialarbeiter*innen versuchen, Kindern mit der nötigen Sorgfalt, Aufmerksamkeit und Interesse zu begegnen. „Ich konnte mir erst vor wenigen Tagen selbst ein Bild in Moldau machen, was unsere Hilfe für geflüchtete Kinder hier leisten kann. Sie schenkt Hoffnung in schwierigen Zeiten und ermöglicht Eltern und ihren Kindern ein Aufatmen. Kinder dürfen in all diesen Kriegswirren in den Kinderzentren der Caritas einfach wieder mal Kind sein“, so Klaus Schwertner, Caritasdirektor der Erzdiözese Wien. Er war erst kürzlich in Moldau und der Ukraine und machte sich unter anderem ein Bild von der Hilfe für geflüchtete ukrainische Kinder in dem Land.

Hilfe für ukrainische Schutzsuchende in Österreich

Die Caritas hilft aber nicht nur vor Ort. Sie hilft auch Menschen aus der Ukraine, die nach Österreich geflüchtet sind. „Wir stellen Quartiere bereit, beraten die Ankommenden und versorgen sie bis zur Aufnahme in die Grundversorgung“, so Anna Parr, Generalsekretärin der Caritas Österreich. Ein Dank gilt auch den Menschen in Österreich. Neben einer überwältigenden Spendenbereitschaft beispielsweise im Rahmen von NACHBAR IN NOT, haben tausende Menschen auch bei der Caritas-Hilfe für die Ukrainer*innen in Österreich mitgeholfen. „Seit Kriegsbeginn haben sich österreichweit 13.000 Menschen in 1.500 Pfarren engagiert. Über unsere digitale Plattform „füreinand“ wurden 10.000 Einsätze im Rahmen der Ukraine-Hilfe in Österreich getätigt. Für dieses Zeichen der Solidarität wollen wir einen großen Dank aussprechen“, betont Parr.

Caritas fordert Integrationspaket und Zugang zur Sozialhilfe

Dringend notwendig seien aber Veränderungen hinsichtlich der Perspektiven für die aus der Ukraine vertriebenen Menschen in Österreich. Eine rasche Rückkehr in die Ukraine ist derzeit nicht realistisch, der Aufenthaltstitel aber ist bis März 2024 beschränkt. „Wir müssen den Menschen aus der Ukraine langfristige Perspektiven ermöglichen. Nur so wird der Anreiz verstärkt, Deutsch zu lernen, mehrjährige Ausbildungen zu beginnen und die Menschen vermehrt in Arbeit zu bringen“, plädiert Parr an die Politik. Schwertner ergänzt, dass die Menschen aus der Grundversorgung zu holen sind: „Menschen aus der Ukraine gehören nicht dauerhaft in die Sackgasse der Grundversorgung, die dafür nicht gedacht ist. Mit einer Anbindung an die Sozialhilfe und zum AMS können die Betroffenen deutlich wirksamer auf dem Arbeitsmarkt vermittelt werden als bisher. Es geht um Existenzsicherung, um einen besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung, Kinderbetreuung und Arbeit. Diese Reformen sind im Interesse der Betroffenen und im Interesse der Gesellschaft insgesamt." Und Parr ergänzt: “Konkret schlagen wir vor, erwerbstätigen Vertriebenen mit ausreichendem Erwerbseinkommen über den erleichterten Zugang zur Rot Weiß-Rot Karte Plus einen Aufenthaltstitel zu ermöglichen. Geflüchtete aus der Ukraine ohne ausreichendes Einkommen sollten im Sinne eines Vertriebenenstatus Plus Zugang in die Sozialhilfe erhalten. Hier ist es wichtig auf eine bundesweit einheitliche Lösung und entsprechende Übergangsfristen zu achten“, so Parr.

Bitte helfen Sie helfen!

Mehr als 4 Millionen Menschen wurden von der Hilfe der Caritas bereits erreicht. 59 Hilfstransporte mit 545 Tonnen Hilfsmitteln sind bereits in der Ukraine angekommen.

Wir bleiben vor Ort. Wir helfen weiter. Bitte helfen auch Sie und spenden Sie jetzt unter www.caritas.at/ukraine

BIC: GIBAATWWXXX
IBAN: AT23 2011 1000 0123 4560
Kennwort: Ukraine Soforthilfe

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