Caritas zum Integrationsbericht: Arbeitsmarktintegration und nachhaltiger Deutscherwerb für ukrainische Vertriebene gefordert

Landau: „Ukrainische Vertriebene brauchen eine langfristige Perspektive in Österreich, um sich auf dem Arbeitsmarkt integrieren zu können.“

Der heute präsentierte Integrationsbericht der Bundesregierung nimmt auch die Situation der ukrainischen Vertriebenen in den Blick. Während nach wie vor der Wunsch besteht, eines Tages in die Ukraine zurückkehren zu können, fühlt sich bereits mehr als die Hälfte der ukrainischen Vertriebenen Österreich zugehörig. Michael Landau, Präsident der Caritas Österreich: „Da eine baldige Rückkehr in die Ukraine unwahrscheinlich ist, müssen wir den Menschen aus der Ukraine hier bei uns in Österreich eine langfristige Perspektive ermöglichen.“

Integration von ukrainischen Vertriebenen

Für ukrainische Vertriebene endet der Aufenthaltstitel im März 2024 – wie aber wird es danach weitergehen? Eine Entscheidung auf EU-Ebene, den Schutz um ein weiteres Jahr bis März 2025 zu verlängern, sollte so rasch wie möglich erfolgen. Selbst wenn es dazu kommt, ist das nur eine mittelfristige Lösung. Ohne eine langfristige Planungsperspektive ergeben sich eine Reihe von strukturellen Schwierigkeiten, erklärt Michael Landau: „Wenn alles in der Luft hängt und niemand, weiß, wie es weitergehen soll, hat das vielfältige Auswirkungen. Vermieter*innen zögern beispielsweise bei neuen Mietverträgen, Arbeitgeber*innen wissen nicht, wie lang ihre Angestellten noch einen rechtmäßigen Aufenthaltstitel haben werden. Außerdem dauert es, die deutsche Sprache zu erlernen, Ausbildungen erstrecken sich oft über mehrere Jahre, und Nostrifizierungsprozesse brauchen ebenfalls eine gewisse Zeit. Nicht nur die betroffenen Menschen, aber auch die Länder und Gemeinden benötigen rasche Sicherheit.“

Neben einer längerfristigen Aufenthaltsperspektive ist selbstverständlich auch die Arbeitsmarktintegration von Bedeutung. Weitere integrationsfördernde Faktoren sind die Unterstützung bei Qualifizierungs- und Sprachmaßnahmen, die rasche Anerkennung bereits mitgebrachter Abschlüsse, der Ausbau der Kinderbetreuungsmöglichkeiten und erhöhte Mobilität, die man beispielsweise über ein stark ermäßigtes Ticket für den öffentlichen Verkehr erreichen könnte.

Integrative Deutschförderung statt Deutschförderklassen

Sprache ist der Schlüssel zu gelingender Integration. Das betrifft nicht nur die ukrainischen Vertriebenen, sondern alle Geflüchteten. Hier sind vor allem Anschlusskurse und Kurse in strukturschwachen Regionen gefragt. „Damit das Angebot an Deutschkursen auch wahrgenommen werden kann, spielen hier wieder die Kinderbetreuung und Fahrtkostenersatz eine zentrale Rolle“, so Landau.

Ein großer Verbesserungsbedarf besteht insbesondere bei den Deutschförderklassen. Landau: „Seit knapp fünf Jahren gibt es nun die Deutschförderklassen, und die Erfahrungen in unseren Projekten haben uns genauso wie die wissenschaftliche Evaluierung im Auftrag des Bildungsministeriums unmissverständlich gezeigt, dass eine integrative Deutschförderung im Rahmen der Regelklasse den Deutschförderklassen vorzuziehen ist. Sollte das bestehende Modell der Deutschförderklassen bestehen bleiben, ist es unerlässlich, kleinere Lerngruppen zu bilden, die sowohl Altersstufe als auch Deutschniveau der Schüler*innen berücksichtigen und die von qualifiziertem Lehrpersonal mit einer „Deutsch als Zweitsprache“ (DAZ)-Ausbildung angeleitet werden. Eine ausreichende Finanzierung, die adäquate Lernmaterialien und Räumlichkeiten ermöglicht, ist hier natürlich angezeigt“, ergänzt Landau.

Soziale Absicherung der Vertriebenen

Um auf dem Arbeitsmarkt besser vermittelt werden zu können, ist neben Deutschkenntnissen letztlich auch der Zugang zur Sozialhilfe wichtig. Michael Landau: „Nur, wenn man dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht, hat man auch Anspruch auf Sozialhilfe. Weiters ermöglicht die Sozialhilfe auch das Aufstocken bei einer Arbeit, in der nur wenig verdient wird.“