Caritas zu 2 Jahren Ukraine-Krieg: Solidarität und weitere Mittel für humanitäre Hilfe dringend notwendig

Tödtling-Musenbichler: „Ein Ende des Ukrainekriegs ist nicht in Sicht – wir müssen die Menschen weiterhin mit humanitärer Hilfe und langfristigen Projekten zum Wiederaufbau unterstützen!“

Am 24. Februar 2024 jährt sich der Angriff Russlands auf die Ukraine zum zweiten Mal: 17,6 Millionen Menschen, also knapp die Hälfte der Bevölkerung, sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, 6,3 Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben worden. Rund 70.000 Personen haben Zuflucht in Österreich gefunden. Die Caritas ist seit 30 Jahren in der Ukraine im Einsatz und hat die Hilfe weiter ausgebaut. Mehr als 4 Millionen Menschen in der Ukraine konnten gemeinsam mit dem Caritas-Netzwerk seit Kriegsausbruch im Februar 2022 mit Winterhilfe, Altenpflege und Hilfe für Kinder erreicht werden. Mehr als 100.000 Kinder in 34 Projekten wurden unterstützt. Das Spektrum der Hilfe reicht von humanitärer Notversorgung mit sauberem Trinkwasser, Nahrungsmitteln, Medikamenten und Unterkünften bis hin zu langfristiger Unterstützung wie psychosoziale Betreuung, Bildungsmaßnahmen, Sanierung von Wohnraum und Wiederherstellung der Existenzgrundlagen.

Caritas-Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler konnte sich Anfang Februar vor Ort in der Ukraine selbst ein Bild von der katastrophalen humanitären Lage machen: „Dieser Krieg hat das Leben von Millionen Menschen zerstört, Kinder wurden und werden ihrer Zukunft beraubt. Wir haben auf unserer Reise ganz deutlich gesehen, dass Katastrophenhilfe auch immer mit Wiederaufbau einhergehen muss und langfristige Hilfe unerlässlich ist. Es ist leider kein Ende dieses Krieges in Sicht, deshalb ist auch die österreichische Bundesregierung gefordert, weitere Mittel für die Hilfe in der Ukraine zur Verfügung zu stellen.“

Caritas-Netzwerk leistet zielgerichtete Hilfe

Mit dem Angriff Russlands im Februar 2022 hat sich die Situation in der Ukraine dramatisch verschlechtert: Das eigene Haus oftmals zerstört und weit weg – über 5 Millionen Binnenvertriebene und geflüchtete Ukrainer*innen befinden sich in dieser Situation. Die ständige Angst durch Luftalarm ist besonders für vulnerable Personen wie Kinder und alte Menschen eine permanente psychische Belastung. Bildungseinrichtungen operieren nur eingeschränkt, manche Kinder waren seit Monaten nicht mehr in der Schule und haben nur Onlineunterricht. Nur rund 30 Prozent der 5 Millionen betroffenen Kinder nehmen physisch am Schulunterricht teil. Andreas Knapp, Caritas Österreich-Generalsekretär Internationale Programme: „Durch unser starkes lokales Caritas-Netzwerk haben wir auch unter den schwierigsten Bedingungen die Möglichkeit, armutsbetroffene und benachteiligte Menschen direkt zu erreichen. Unsere langjährige Partnerschaft mit der Ukraine hat uns nach Kriegsausbruch geholfen, rasch und zielgerichtet zu helfen.“ Mit Winterhilfe, der Bereitstellung von Unterkünften für Binnenvertriebene, Unterstützung mit Heizmaterialien, Lebensmitteln, Medikamenten, Notstromaggregaten, Krisenberatung, geschützten Räumen für Kinder und Bargeldhilfe konnten mehr als 4 Millionen Menschen über das internationale Caritasnetzwerk unterstützt werden. „Bei Begegnungen mit den Menschen in der Ukraine merken wir immer wieder, dass unsere Hilfe einen großen Unterschied macht. Vor allem die Solidarität aus Österreich gibt den Ukrainer*innen Kraft und Motivation zum Durchhalten, das haben mir die Menschen auf meiner Reise mit auf den Weg gegeben“, so Knapp weiter.

Integrationsangebote für Vertriebene in Österreich verbessern

Nicht nur für die Menschen vor Ort in der Ukraine ist weiterhin Unterstützung gefragt, auch hier in Österreich sind langfristige Perspektiven für ukrainische Vertriebene notwendig. „Die Absicherung von Vertriebenen durch die Grundversorgung war eine geeignete Sofortmaßnahme. Jetzt müssen wir aber schauen, dass die Menschen verlängerte Aufenthaltstitel bekommen und im Bedarfsfall über die Sozialhilfe abgesichert sind – besonders dringlich ist das für jene, die auf Grund von Vulnerabilitäten wie Alter oder Krankheit nicht erwerbstätig sein können. Gerade diese Gruppe bleibt sonst in der Grundversorgung hängen – einem System, dass integrationshemmend wirkt und keine existenzielle Absicherung gewährleistet“, erläutert Tödtling-Musenbichler.

Aufstockung des Auslandskatastrophenfonds erforderlich

„Schon mit 50 Euro kann einem Kind psychologische Betreuung und Versorgung in einem Child-friendly Space in der Ukraine für einen Monat ermöglicht werden“, erklärt Caritas-Präsidentin Tödtling-Musenbichler. „Diese Hilfe ist möglich, weil Menschen in Österreich sich solidarisch zeigen, weil sie spenden. Wir sind aber nicht nur auf die Solidarität der Menschen angewiesen – hier ist auch die österreichische Bundesregierung gefragt, weitere Mittel für die Ukraine zur Verfügung zu stellen.“ Der Bedarf an humanitärer Hilfe steige seit Jahren beinahe ungebremst, so Tödtling-Musenbichler. „Zunehmende Konflikte und multiple Krisen erfordern die Aufstockung des Auslandskatastrophenfonds (AKF) bis 2030 auf insgesamt 200 Millionen Euro pro Jahr. Außerdem schlagen wir vor, 80 Prozent der Mittel aus dem Auslandskatastrophenfonds für langanhaltende Krisen zu verplanen und 20 Prozent für akute Krisen zurückzubehalten!“