zwei südsudanesische Frauen hocken in einem Gemüsefeld

Landwirtschaft in Wulu - Südsudan

Leben mit Perspektiven schaffen

Die Nachwehen des 5-jährigen Bürgerkriegs sind im Südsudan bis heute zu spüren. Noch immer leben hunderttausende Menschen in den Lagern, in welchen sie Sicherheit gefunden hatten. Da es regional weiterhin zu gewaltsamen Ausschreitungen kommt, kehren nur wenige in ihre Dörfer zurück. Als Resultat liegen viele Felder brach und die Bevölkerung ist von teuren Nahrungsmittelimporten abhängig. Um die Lebens- und Ernährungssituation der Bevölkerung in der Provinz Wulu zu verbessern, startete der dort lebende Pater Peter 2012 mit einer Gartenbauschulung und einer Modellfarm. 

Jährlich lernen etwa 50 Frauen, wie sie kleine Küchengärten anlegen und dort, sowie in der Modellfarm, Pflanzen wie Sorghum, Hirse, Augenbohnen, grüne Gramm, Erdnüsse, Süßkartoffeln, Kürbis und Maniok anbauen können. Da sich die Sicherheitslage in Lakes State sehr verbessert hat, können nun auch größere Felder bewirtschaftet werden. Pater Peters Schulungen sind mittlerweile so erfolgreich geworden, dass die Frauen nicht nur die Ernährungssituation ihrer Familien verbessern, sondern auch überschüssige Ernteerträge auf dem lokalen Markt verkaufen können. Mit den Einnahmen können die Frauen dann die Schulgebühren ihrer Kinder und die medizinische Versorgung der Familie bezahlen. 

In den landwirtschaftlichen Schulungen kommen zudem verschiedene ethnische Gruppen zusammen, teilen Mahlzeiten und lernen, wie sie Konflikte zwischen Stämmen lösen können. Die Projektteilnehmerinnen werden hierfür in gewaltfreier Konfliktlösung, Menschenrechten und Genderfragen geschult und lernen so, das Leben und die menschlichen Beziehungen wertzuschätzen. Im Laufe der Jahre kam es immer wieder zu Ethnien-übergreifenden Eheschließungen, was das friedliche Zusammenleben ebenfalls fördert. Die Investition in die Frauen aus Wulu ist somit auch eine Investition in Frieden, Wohlstand und Ernährungssicherheit in der ganzen Region. 

Mit steirischen Spenden zur Demonstrationsfarm

Da der Erfolg der ersten Gartenanbauschulungen groß und das Interesse der Bevölkerung einen eigenen Garten anzulegen enorm war, entstand die Idee, eine Demonstrationsfarm zu errichten, um den Frauen aus der Umgebung Unterstützung beim Gartenbau anzubieten. Mit Spenden aus der Steiermark konnte das Projekt 2017 gestartet und seitdem jährlich etwa 50 Frauen in Gartenbau und nachhaltiger Landwirtschaft ausgebildet werden.

Mary-Rose erzählt begeistert

„Mein Mann ist gelähmt und kann mich nicht unterstützen, einen Gemüsegarten hatte ich nie. Seit ich zur Gartenbaugruppe von Pater Peter gegangen bin, ist mein Leben nicht mehr wie es war. Alles, was ich früher am Markt teuer kaufen musste, z.B. Melanzani, Paprika, Kohl, Amaranth und Kürbis, kann ich nun in meinem eigenen Garten anbauen und sogar Überschüsse verkaufen. Mit dem Geld, das ich am Markt verdiene, kann ich das Schulgeld meiner Kinder bezahlen. Mein Leben ist viel einfacher und besser geworden, seit ich die Dinge anwende, die ich in der Schulung gelernt habe.“

Ein Projekt bringt viele Fortschritte

Die Frauen sind mittlerweile die Hauptproduzentinnen des Gemüses in Wulu. Durch das Gemüse ist die Ernährung ausgewogener geworden, was wiederum die Gesundheit der Bevölkerung verbessert und Mangelernährungen, gerade auch bei Kindern, vorbeugt.