ORF-Pressestunde 1/2

Caritas-Präsident Franz Küberl hat am Sonntag in der ORF-Pressestunde seine Forderung nach der Besteuerung von Vermögenserträgen und nach einer Erbschaftssteuer bekräftigt. Das sei eine Frage der Gerechtigkeit, so Küberl. Weiters sprach er sich für einen gerechten Mindestlohn von rund 1.200 Euro bei Vollzeitanstellung aus. In der Pressestunde am Muttertag hob der Caritaspräsident weiters hervor, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf künftig eine der entscheidenden Fragen für Armutsvermeidung und ganz generell für die Zukunft des Landes sein werde. Sehr skeptisch äußerte sich der Caritas-Präsident einmal mehr zum jüngst beschlossenen Fremdenrecht

Mehr Gerechtigkeit

Es brauche schlicht mehr Gerechtigkeit, betonte Küberl. Wenn Menschen gepflegt werden müssen, bleibe für die erbenden Angehörigen meist nichts mehr übrig, andere Erben mit mehr Glück "können mit der Erbschaft auf die Malediven fahren". Das sei nicht gerecht, begründete Küberl seine Forderung nach einer Erbschaftssteuer. Und die Besteuerung von Vermögenserträgen halte er auch deshalb für sinnvoll und notwendig, weil in Österreich Arbeit sehr hoch, Vermögen hingegen sehr niedrig besteuert würden.

Mindestlohn

Küberl plädierte für eine Balance zwischen Leistungs-, Verteilungs- und sozialer Gerechtigkeit. An die Gewerkschaft und die Arbeitgeber-Vertreter richtete er den Vorschlag, einen Mindestlohn auszuhandeln, der zumindest 50 Prozent über der Ausgleichszulage der Pensionen liegen sollte. Das wären etwa 1.150 oder 1.200 Euro monatlich für eine Vollzeitbeschäftigung. An die ÖVP richtete Küberl die "Empfehlung", dass ihr Eintreten für Leistungsgerechtigkeit auch einen gerechten Lohn beinhalten müsse.

Bildung braucht "gewaltigen Anlauf"

Eine entscheidende Rolle zur Bekämpfung der Armut sieht Küberl in der Bildung. Hier ist seiner Auffassung nach ein "gewaltiger Anlauf" nötig. In Zukunft müsse "um jedes einzelne Kind gekämpft werden". Küberl sprach sich u.a. für ganztägige Schulformen aus. Die Nachhilfe müsse in der Schule erfolgen, Lehrer müssten den ganzen Tag in der Schule anwesend sein. Auch brauche es neue Strategien, wie mit Schulabbrüchen künftig umgegangen wird.

Das Wort "Gesamtschule" wollte Küberl nicht direkt in den Mund nehmen, er betonte aber, dass er es für nicht für sinnvoll erachte, dass man schon mit zehn Jahren über den weiteren Bildungsverlauf entscheiden müsse. Eine weitere wesentliche Forderung Küberls: Es brauche auch neue Bildungsangebote für Eltern aus bildungsfernen Schichten.

Wenn das von Hannes Androsch initiierte Bildungs-Volksbegehren Erfolg hätte, würde sich die Caritas sehr freuen, stellte Küberl auf Anfrage fest. Ob er es persönlich unterschreiben werde, wollte er allerdings nicht verraten.

Plädoyer für freiwilligen Zivildienst

Auf den Zivildienst angesprochen, der bei einem Ende der Wehrpflicht ebenfalls wegfallen würde, sprach Küberl von einer "brillanten Lehr- und Lernwerkstatt der Solidarität", die sich im Laufe der Jahrzehnte entwickelt hätte. Es brauche dann künftig einen attraktiven freiwilligen Zivildienst.

Küberl sprach von rund 10.000 freiwilligen Zivildienern, die auch weiterhin pro Jahr nötig seien. Es sollte für diesen freiwilligen Dienst zwar keinen Lohn, aber ein Taggeld in der Höhe der Mindestpension von rund 750 Euro monatlich geben. Die Kompetenzen, die Zivildiener erwerben, müssten künftig von Billdungseinrichtungen und Arbeitgebern stärker anerkannt und angerechnet werden, so Küberl. <link aktuell news raw artikel>Weiterlesen ...

(Kathpress)