Hunger in Westafrika: Helfer appellieren an Politik

Vertreter von Hilfsorganisationen, darunter auch die Caritas, haben kürzlich in Wien auf die Hungerkrise in der westafrikanischen Sahelzone aufmerksam gemacht und an Politik und Öffentlichkeit für Unterstützung appelliert. Insgesamt seien im Westsahel mittlerweile etwa 13,5 Millionen Menschen von Hunger bedroht, betonte Caritas-Auslandshilfechef Christoph Schweifer: "Wir stehen am Rande einer Katastrophe." Sie könne jedoch verhindert werden, "wenn jetzt rasch Hilfe im großen Ausmaß geleistet wird". Weiters sei auch langfristig wirksame Hilfe nötig, so der gemeinsame Appell der Helfer. 

"Menschen essen bereits Saatgut"

 Die beim Pressegespräch anwesenden Vertreter von Caritas, Diakonie, Care und Hope'87 berichteten von den einzelnen betroffenen Regionen in der Sahelzone. Allein etwa 3,5 Millionen von der Hungerkrise Betroffene gebe es in Mali: "Menschen essen bereits das Saatgut, das sie eigentlich für die nächste Ernte bräuchten", so Schweifer. Die angespannte Situation in Mali werde durch die politische Lage verschärft: "Wir haben den Aufstand der Tuaregg, den Putsch des Militärs und Hunderttausende Rückkehrer aus Libyen", so Schweifer. Nur rund vier Prozent der Landesfläche sei als landwirtschaftliche Fläche nutzbar, "trotzdem leben 80 Prozent der Bevölkerung von der Landwirtschaft". Politisch gesehen sei das Land sozusagen "zweigeteilt": Im Süden, wo nach dem Militärputsch im Mai gewählt wird, zeige sich ein Hoffnungsschimmer durch die neue Übergangsregierung; im Norden, den die Tuareg beherrschen, drohe hingegen "eine zusätzliche humanitäre Krise", berichtete Schweifer: "Es ist hier nicht klar, welche Gruppe in welcher Stadt das Sagen hat. Die Menschen flüchten." Für die Flüchtlinge sei die Ernährungssituation aber "dramatisch". Jene, die im Niemandsland zwischen Algerien und Mali festsitzen, hätten überhaupt noch keine Versorgung. 

Politischer Kurswechsel nötig

 Dringenden Handlungsbedarf sehen die NGO-VertreterInnen auch auf politischer Ebene. Ruth Picker, Geschäftsführerin der AG Globale Verantwortung: "Es braucht einen politischen Kurswechsel auf EU Ebene, vorrangig in jenen Politikfeldern, die die Rahmenbedingungen in der Sahelzone maßgeblich beeinflussen, der Fischereipolitik sowie der Agrar- und Rohstoffpolitik." Wenngleich die Freigabe von 1,5 Milionen Euro aus dem österreichischen Auslandskatastrophenfonds für Westafrika sehr begrüßenswert ist, bedürfe es dennoch auch einer substanziellen Aufwertung der Humanitären Hilfe in Österreich, so Picker weiter. Denn: "Österreich muss Verantwortung übernehmen. Im europäischen Vergleich liegt unser Land wieder einmal auf einem der letzten Plätze. Es ist beschämend, dass die Mittel für die österreichische staatlich finanzierte Entwicklungszusammenarbeit sogar von 0,32 auf 0,27 % des Bruttonationaleinkommens gesunken sind."

Exorbitante Preissteigerungen

 Die Caritas konzentriert ihre Hilfe in Westafrika (Mali, Burkina Faso, Tschad, Niger, Senegal) vor allem auf Kinder, "Food-for-Work"- bzw. "Food-for-Cash"-Programme sowie Saatgut- und Lebensmittelverteilungen. Es gebe zwar Getreide noch teilweise zu kaufen, allerdings seien die Preise für viele unleistbar geworden, so der Caritas-Auslandshilfechef. Die nächste Ernte in Mali sei erst im Oktober zu erwarten: "Bis dahin müssen die Menschen die Möglichkeit haben zu überleben", so Schweifer. 

Die Caritas sucht Österreicherinnen & Österreicher, die von April bis Oktober eine Patenschaft gegen den Hunger, für ein Kind (7 Euro monatlich)für eine Familie (42 Euro monatlich) übernehmen. > mehr

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mit Kofi Annan
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