Hilfsorganisationen treten für eine Mitwirkung Österreichs an der europäischen Rettungsaktion ein.
Angesichts der menschenunwürdigen Situation in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln appellieren VertreterInnen von Caritas, Ärzte ohne Grenzen, Diakonie, Österreichisches Rotes Kreuz und Volkshilfe für eine breite europäische Rettungsaktion unter Beteiligung Österreichs.
Katastrophenhilfe darf nicht zum Dauerzustand werden
Hilfe vor Ort sei in einer Notsituation wie dem Brand in Moria immer absolut notwendig, sagt Michael Opriesnig, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes: „Ein Dach über dem Kopf, Nahrungsmittel, Hygieneartikel und sichere, kinderfreundliche Zonen sind europäische Mindeststandards, welchen alle Regierungen verpflichtet sind.“ Diakonie Direktorin Maria Katharina Moser fügt hinzu: „Katastrophenhilfe darf allerdings in einem EU-Land keinesfalls zum Dauerzustand oder gar Standard in der Flüchtlingsunterbringung werden.“
Evakuierung der Lager ist ein Gebot der Stunde
Die Situation der geflüchteten Menschen in Lagern wie Kara Tepe ist menschenunwürdig und spitzt sich jetzt im Winter immer mehr zu, da greife Hilfe vor Ort schlicht zu kurz, sagt Andreas Knapp, Generalsekretär für Internationale Programme der Caritas Österreich: „Seit Jahren beobachten wir, dass Hilfe vor Ort auf den griechischen Ägaisinseln einfach nicht ausreicht. Wenn Kinder im Winter in unbeheizten, nassen Zelten schlafen müssen und nachts von Ratten gebissen werden, besteht dringender Handlungsbedarf. Auf Lesbos, Chios und Samos wurden Menschen- und Kinderrechte bereits vor Jahren suspendiert und eine Verbesserung der Situation ist weiter nicht in Sicht. Die Evakuierung der Elendslager ist ein Gebot der Stunde.“
Das fordert auch Laura Leyser, Geschäftsführerin von Ärzte ohne Grenzen Österreich: „Unsere Teams vor Ort berichten von desaströsen Auswirkungen der Situation auf die Betroffenen. In unserer Klinik auf Samos waren zuletzt 37 Prozent unserer Patientinnen und Patienten akut suizidgefährdet – welche Alarmglocken braucht es noch? Zuallererst müssen nun unbegleitete Minderjährige, Familien mit Kindern und besonders schutzbedürftige Personen evakuiert werden – zum Beispiel hunderte Menschen mit besonderen medizinischen Bedürfnissen, die auf den Inseln nicht adäquat versorgt werden können.“
Europäische Rettungsaktion – jetzt!
Gemeinsam rufen Caritas, Ärzte ohne Grenzen, Diakonie, Österreichisches Rotes Kreuz und Volkshilfe die Bundesregierung dazu auf, jetzt keine weitere Zeit verstreichen zu lassen, sondern endlich zu handeln um die geflüchteten Menschen sofort aus den unwürdigen Bedingungen zu evakuieren. Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich: „Zwölf europäische Länder beteiligen sich bereits an dieser Rettungsaktion. Deutschland, Luxemburg, die Schweiz und viele andere machen hier bereits mit. Österreich kann und soll sich an dieser humanitären Rettungsaktion beteiligen und in einem ersten Schritt zumindest 100 Familien mit kleinen Kindern aufnehmen. Wir haben Platz und Ressourcen dafür.“
„Niemand kann und darf seine Augen vor dem Elend verschließen, das sich auf europäischem Boden abspielt.“, appellierte Othmar Karas gestern bereits via twitter. „Viele Bürgermeisterinnen und Bürgermeister vom Neusiedlersee bis zum Bodensee haben in dieser humanitären Notsituation über Parteigrenzen hinweg Unterstützung zugesagt. Für die Betroffenen ist es eine dramatische Herbergssuche, sie können weder vor noch zurück, und viele der Familien haben bereits einen Schutzstatus in der EU erhalten. Helfen wir Griechenland und helfen wir diesen Familien in Not! Ohne eine gesamteuropäische Lösung, an der sich solidarisch alle Mitgliedsstaaten beteiligen, kann und wird es nicht gehen. Jetzt aber geht es zuallererst um die überfällige Erste Hilfe“, unterstreicht der Präsident des Hilfswerk Österreich.
Abschließend appellieren die Vertreterinnen und Vertreter der Hilfsorganisationen an die Menschlichkeit der Verantwortlichen: "Wir verkennen nicht, dass Österreich in der Vergangenheit schon viel geleistet hat. Aber wir können keinen Tag länger zusehen, wenn Kinder auf europäischem Boden in nassen, kalten Zelten und im Dreck leben müssen. Es braucht einen Schulterschluss für ein rasches Handeln im Sinne europäischer Rechtsstandards."
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