Caritas - Bilanz: 1 Jahr Hilfe für Menschen auf der Flucht

"Wir alle können in unserem Umfeld konkrete Zeichen der Solidarität und Nächstenliebe setzen. Zumindest dann, wenn wir nach den Grenzen nicht auch noch unsere Herzen schließen. Wir sollten auf unsere Stärken fokussieren, statt uns von Ängsten treiben zu lassen. Die vergangenen Monate haben deutlich gemacht: In einer zusammenwachsenden Welt braucht es auch eine Globalisierung des Verantwortungsbewusstseins."
Caritas Präsident Michael Landau

Mehr als 15.000 Menschen haben sich seit vergangenem Sommer bei der Caritas als Freiwillige gemeldet - zusätzlich zu den 40.000 Freiwilligen bisher - um für Menschen in Not da zu sein. Zehntausende haben an den Bahnhöfen, an den Grenzen und an vielen anderen Orten Großartiges geleistet. Sehr viele von ihnen tun es bis heute. Sie spüren, dass es jetzt auch auf sie ankommt. SchülerInnen, Studierende, SeniorInnen, Berufstätige in ihrer Freizeit.

Ab September 2015 haben fast 800.000 Menschen auf der Suche nach Schutz vor Krieg und Gewalt die Grenzen Österreichs überquert. Rund 90.000 haben hier Asyl beantragt. Die meisten sind nach Norden gereist. Die freiwilligen HelferInnen der Caritas versorgten die Schutzsuchenden auf Bahnhöfen, in Notquartieren und an den Grenzen mit warmer Kleidung, Essen und Wasser. Sie haben Decken, Schlafmatten, Hygieneartikel sortiert und ausgegeben, es halfen ÄrztInnen und viele übersetzten. Besonders den Kindern das Leben auf der Flucht erträglich zu machen, den Menschen zu helfen die Hoffnung nicht zu verlieren, war für die Caritas HelferInnen die zentrale Aufgabe.

Hilfsbereitschaft in Österreich

Als tausende Flüchtlinge im Burgenland ankamen, um weiter nach Deutschland zu ziehen, waren die HelferInnen sofort zur Stelle. Zahlreiche engagierte Pfarren haben kurzerhand ihre Säle in Transitquartiere umfunktioniert, wo erschöpfte Menschen einige Stunden Ruhe finden konnten.

Freiwillige und hauptamtliche MitarbeiterInnen halfen mit dem Notwendigsten in enger Zusammenarbeit mit ÖBB und Polizei. Auch an den Wiener Bahnhöfen wurden Sachspenden angenommen und verteilt, Schlafquartiere eingerichtet, Freiwillige dolmetschten in Arabisch, Kurdisch und Farsi. "In Spitzenzeiten hat die Caritas Wien mit den Pfarren bis zu 1.600 Notquartiersplätze bereitgestellt. 10.000 Flüchtlinge wurden täglich am Westbahnhof und in den Transit- und Notquartieren versorgt", so Thomas Preindl, Caritas Einsatz-Koordinator.

Von Ost bis West

Die Transitquartiere wurden in mittelfristige Notunterkünfte für AsylwerberInnen umfunktioniert. In Spielfeld und Webling, Klagenfurt und Villach, St. Pölten, Wieselburg und Bischofstetten, Linz, Salzburg und Wien hat die Caritas frierende Menschen mit Mänteln und festem Schuhwerk, Hygieneartikeln und Babywaren versorgt.

  • Neben der akuten Flüchtlingsnothilfe betreut die Caritas österreichweit heute über 35.600 AsylwerberInnen in Grundversorgung.
  • Über 8.300 Menschen, davon 740 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, werden in Caritas Unterkünften versorgt.
  • Knapp 27.300 Flüchtlinge, die privat oder anderer Unterkunftsgebern untergebracht sind, werden mobil, regional oder ambulant von der Caritas betreut.
  • 250.000 Transitflüchtlinge reisten 2015 durch Salzburg. Allein für die Caritas Salzburg waren 1.600 Freiwillige im Einsatz. Sie verteilten insgesamt 300 Tonnen Hilfsgüter.

Nach der Akuthilfe an den Bahnhöfen, an den Grenzübergängen helfen Freiwillige nach wie vor in Caritas Notunterkünften AsylwerberInnen vor allem beim Deutschlernen. Sie unterstützen auch bei der Versorgung, bei der Essensausgabe.

Darüber hinaus entwickeln sich sogenannte "Buddy-Systeme": Freiwillige begleiten AsylwerberInnen zu medizinischen Einrichtungen, zu Behörden und Ämtern und unterstützen auf diese Art und Weise bei Abwicklung des Asyl-Prozesses. Grundsätzlich gilt das für alle Bundesländer, vor allem aber sind Caritas Freiwillige in Oberösterreich, Salzburg, Kärnten und Wien im der Flüchtlingshilfe tätig. Im Burgenland wurden zum Beispiel die Helferinnen und Helfer vom Grenzübergang in die Notunterkunft Franziskus in Eisenstadt mit "übernommen". Freiwillige erkennen aber auch oft während ihrer Einsätze Notwendigkeiten, die sie dann in Form von "Mini-Projekten" an die hauptberuflichen KollegInnen herantragen. Gemeinsam werden dann Lösungen erarbeitet, die Abläufe immer wieder erleichtern oder den Alltag verschönern. Für diese Inputs und das rasche handeln, sind wir den Freiwilligen genauso dankbar, wie für ihre Vernetzungsgabe. Die Form von "Freundeskreisen" oder anderen Zusammenschlüssen von Freiwilligen als Gruppe, die an Unterkünfte andocken, gewährleisten, dass immer Personen da sind, die wissen was zu tun ist, da sie innerhalb ihrer Freiwilligengruppen sehr gut funktionierende Infokanäle haben.

Viele der Freiwilligen in der Caritas sind selbst anerkannte Flüchtlinge oder haben Migrationshintergrund. Vor allem bei den Dolmetsch-Aktivitäten sind diese Freiwilligen im Einsatz.

 

Freiwillige HelferInnen im Einsatz
Wir bedanken uns herzlich bei jeder/jedem einzelnen!

Besonders den Kindern das Leben auf der Flucht erträglich zu machen, den Menschen zu helfen die Hoffnung nicht zu verlieren, war für die Caritas HelferInnen die zentrale Aufgabe.

Freiwillige dolmetschten in Arabisch, Kurdisch und Farsi.

Mehr als 15.000 Menschen haben sich seit vergangenem Sommer bei der Caritas als Freiwillige gemeldet - zusätzlich zu den 40.000 bisher.

Wir sagen Danke!

Unabhängig von der Unterbringung und Versorgung der Menschen in Notunterkünften ist die Caritas in 101 Integrationsprojekten auch mit der Unterstützung von vielen freiwilligen HelferInnen aktiv - zum Beispiel:

Österreichweites Projekt Caritas Lerncafés:

Österreichweit werden in 43 Lerncafés über 1000 Kinder und Jugendliche werden von 350 Freiwilligen unterstützt. Im vergangenen Schuljahr 2014/2015 haben 97 % der Teilnehmenden die jeweilige Schulstufe positiv abgeschlossen, 94 % der Projekteilnehmenden hatten Migrationshintergrund. Rund 500 Kinder und Jugendliche stehen auf der Warteliste für einen Platz in einem Lerncafé - der Bedarf ist wesentlich höher, die Warteliste ist beschränkt.

2010 wurde das Caritas Lerncafé als "Best Practice" Beispiel in die europäische Website für Integration aufgenommen. In der Bilanz 2015 zur Umsetzung der Vorschläge des unabhängigen Expertenrats für Integration werden die Caritas Lerncafés als wertvolle Maßnahme zur Steigerung der Deutschkenntnisse von Kindern und Jugendlichen angeführt.

Commit-Patenschaften

Commit ermöglicht und begleitet Patenschaften zwischen engagierten Menschen und unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, die in betreuten Wohngemeinschaften untergebracht sind.

Krieg und Vertreibung macht auch vor Kindern und Jugendlichen nicht halt. Immer mehr Kinder und Jugendliche müssen ohne ihre Eltern fliehen oder verlieren ihre Eltern bereits auf der Flucht oder im Heimatland. Sie erleben in ihren Herkunftsländern Gewalt, Verfolgung, existenzielle Not, und suchen deshalb in Österreich Zuflucht und Hilfe. Aufgrund erfahrener Traumatisierung, dem Verlust der Familie, und der zusätzlichen emotionalen Belastung, die das Warten auf die Asylentscheidung als auch das Zurechtfinden in einer gänzlich neuen Umgebung mit sich bringt, ist diese Gruppe besonders schutz- und unterstützungsbedürftig. Gemeinsam mit Ihnen ist es möglich, diese Unterstützung zu bieten!

Was bietet eine Patenschaft? 
Eine Patenschaft kann das Leben eines jungen Flüchtlings erheblich erleichtern und auch für die Paten und Patinnen eine enorme Bereicherung darstellen. Sie ermöglicht unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen den Aufbau einer Vertrauensbeziehung, die Stabilität und Unterstützung bietet. Eine Patenschaft ist dabei auch ein Prozess des gemeinsamen Lernens und Wachsens. Eine solche Beziehung eröffnet einem Paten/einer Patin vielfältige, neue Eindrücke und persönliche Erfahrungen. Sie ermöglicht, neues Wissen und Fertigkeiten im Umgang mit den Thematiken Flucht, Migration und Interkulturalität zu erwerben.

"SIQ" - Sport- Integration-Qualifikation

Wie wichtig Sport für die Integration ist, zeigt das Projekt "SIQ" - Sport- Integration-Qualifikation- der Caritas Steiermark. Sport ist, gerade wenn es sich um Breitensport handelt, ein hervorragendes Instrument, um die gesellschaftliche Integration, die Gesundheit sowie die Fähigkeit zur Reflexion ebenso wie die soziale Verantwortung zu fördern. Das Projekt SIQ! setzt sich zum Ziel, das sozialintegrative Potential des Sports in seiner gesamten Bandbreite - von der niederschwelligen Freizeitgestaltung über den Vereins- bis hin zum Leistungssport - zu nützen. Flüchtlingen und MigrantInnen können an regelmäßigen Modulen, Sportveranstaltungen, Freizeitangeboten sowie und an Aus- und Weiterbildungen teilnehmen. Die Teilnehmenden werden auch zur Vereinsgründung angeregt. So ist etwa der Afghan Steiermark Cricket Club entstanden. Jährlich werden rund 220 Personen im Projekt betreut, es wurde in den letzten fünf Jahren mit 5 Sportintegrationspreisen ausgezeichnet. 

Vielen Dank für Ihre Unterstützung!