Caritas zum Fachkräftemangel in der Pflege: Wir müssen jetzt umdenken

Generalsekretärin Parr: "Heben des Potentials von InteressentInnen für Pflegeberufe in Österreich ergibt eine 'Win-Win-Win'-Situation."

Organisationen im Bereich Pflege und Betreuung weisen seit Jahren auf den eklatanten Personalmangel hin, der sich alleine im Bereich von Pflegeberufen bis zum Jahr 2030 auf zusätzliche 76.000 Personen belaufen wird. Für Anna Parr, Generalsekretärin der Caritas Österreich ist klar: „Die Aufrechterhaltung von Pflege- und Betreuungsangeboten ist systemrelevant. Wenn Langzeitschäden im Pflegebereich verhindert werden sollen, braucht es dringend nachhaltige Strukturreformen und vor allem eine echte Personaloffensive. Wir müssen alles daransetzen, Menschen, die sich für diese Berufe interessieren, auch in diesen Berufen zu qualifizieren und einzusetzen.“

Am Donnerstag wird im Rahmen des Petitionsausschusses die Petition zum „Abschiebestopp für Auszubildende in Pflegeberufen“ diskutiert. Die Caritas Österreich hat in dem Zusammenhang eine Stellungnahme abgegeben. In dieser begrüßt die Caritas die Ausführungen der Petition, da die darin enthaltenen Vorschläge auch jene Herausforderungen aufgreifen, vor der die Caritas in ihrer täglichen Arbeit in der Pflege und Betreuung steht.

Neben einem flächendeckenden Ausbau von Ausbildungsangeboten für Pflege- und Sozialberufe ist klar, dass Migration für die Deckung des Personalbedarfs in vielen Regionen unabdingbar und wichtig ist. Auch das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung stellte dies im Rahmen des Auftakts der „Taskforce Pflege“ bereits fest. Zum einen würden klassische Ausbildungsoffensiven alleine nicht ausreichen, um den massiven Personalmangel zu decken. Auch benötigen immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund Pflege und Betreuung – sowohl im mobilen als auch im stationären Bereich. Diese Diversität soll sich auch im Pflege- und Betreuungspersonal widerspiegeln.

Heben des Potentials in Österreich ergibt "Win-Win-Win"-Situation

Anstatt immer wieder darüber zu diskutieren, wie Pflegekräfte aus dem Ausland angeworben werden können, schlägt Anna Parr vor, das bereits in Österreich befindliche Potential anzusprechen. Die Generalsekretärin betont „Ich fände es vernünftig, jenen Personen den weiteren Verbleib in Österreich zu ermöglichen, die ein nachgewiesenes Interesse sowie die Qualifikationen und sozialen Kompetenzen haben, um im Bereich der Pflege und Betreuung tätig zu sein.“

In Deutschland besteht bereits ein Konzept, das ausreisepflichtigen Personen ermöglicht, eine maximal dreijährige Ausbildung zu absolvieren und dann zwei Jahre in dem erlernten Beruf zu arbeiten. Anschließend besteht die Möglichkeit auf einen anderen Aufenthaltstitel umzusteigen. Dieses ‚3plus2‘-Modell wird aufgrund seines Erfolges in der Arbeitskräftesicherung äußerst positiv angenommen.

Ein daran angelehntes Modell kann sich Anna Parr vor allem für den Bereich Pflege und Betreuung in Österreich vorstellen: „Davon profitieren nicht nur die Auszubildenden selbst, sondern auch die bereits im Pflegebereich Arbeitenden aufgrund der dringend notwendigen Entlastung und nicht zuletzt diejenigen, die auf Pflege und Betreuung."

 

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