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Caritas zum Welttag der Jugend: Bildung als Schlüssel zur Armutsbekämpfung

Andreas Knapp: „Jedes Kind hat das Recht, Zugang zu qualitativer Bildung zu erhalten, und zwar ausnahmslos und unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Aufenthaltsstatus.“

Kinder und Jugendliche leben doppelt so häufig in Armut wie Erwachsene. Laut aktuellem UN-Bericht gelten aktuell mehr als eine Milliarde Menschen in 110 Ländern als multidimensional arm, davon sind 566 Millionen Kinder und Jugendliche. Mehr als die Hälfte dieser Kinder und Jugendlichen lebt in großen Teilen Afrikas, gefolgt vom südlichen Asien und ist beim Zugang zu Bildung, Gesundheit und zu grundlegenden Mitteln des täglichen Lebens wie Brennstoff zum Kochen, Trinkwasser, Sanitäranlagen und Wohnraum besonders stark benachteiligt.

Andreas Knapp, Außenhilfe-Generalsekretär der Caritas Österreich: „Wir wissen, dass bei rund der Hälfte der armutsbetroffenen Menschen kein einziges Haushaltsmitglied mehr als sechs Jahre lang die Schule besucht hat. Und armutsbetroffene Menschen bleiben über lange Zeiträume, oft ihr ganzes Leben lang, arm. Sie geben ihre Armut an ihre Kinder weiter. Da wird schnell klar: Bildung ist der Schlüssel zur Armutsbekämpfung!“

Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Bildung – und zwar ausnahmslos

Etwa eines von sechzig Kindern wird nie zur Schule gehen. Weltweit sind das laut dem aktuellen Global Education Monitoring Bericht 244 Millionen Kinder und Jugendliche.

Knapp: „Bildung ist ein öffentliches Gut und ein verbrieftes Recht. Jedes Kind hat das Recht, Zugang zu qualitativer Bildung zu erhalten – und zwar ausnahmslos und unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Aufenthaltsstatus. Wir realisieren mit unseren Partnerorganisationen in der ganzen Welt zahlreiche Bildungsprojekte, um den Teufelskreis der Armut zu stoppen. Kinder und Jugendliche müssen die Möglichkeit haben, die Schule zu besuchen und erfolgreich abzuschließen, damit sie selbstbestimmt Perspektiven für ihr Leben entwickeln können. Die Zukunft beginnt jetzt! Die Gegenwart der Kinder muss so gestaltet werden, dass sie ihre Zukunft in die Hand nehmen können bzw. zu verantwortungsvollen Menschen heranwachsen können.“

Beispiel Südsudan: Bildung schafft Zukunft

Im Südsudan gibt es mit 35 Prozent die niedrigste Alphabetisierungsrate weltweit. Seit Ausbruch des Bürgerkriegs 2013 wurde ein Drittel der Bevölkerung vertrieben, Menschenleben und Lebensgrundlagen vernichtet und zahlreiche Schulen zerstört. Rund drei Viertel der Kinder im Grundschulalter besuchen keine Schule. Es gibt außerdem eine hohe Abbruchquote, denn vor allem Mädchen müssen im Haushalt unterstützen oder werden aufgrund von Armut früh verheiratet. Mit Unterstützung der Caritas betreibt die Bishop Gassis Relief and Rescue Foundation zehn Schulen für fast 6.000 Schüler*innen im Norden des Landes, um den Zugang zu qualitativer Schulbildung für alle Kinder und Jugendlichen zu verbessern. Kombiniert mit zusätzlichen Programmen zur Schulausspeisung, Mädchenförderung, Bezahlung des Lehrpersonals und Renovierungen der Schulgebäude, zeigt diese Unterstützung langfristigen Erfolg.

youngCaritas und Freiwilligeneinsatz: Globale Solidarität und globales Lernen

Ein Bewusstsein für globale Ungleichheiten und multiple Krisen schafft die youngCaritas (www.youngcaritas.at) mit ihren kostenlosen Workshops zu Themen wie Hunger, Nachhaltigkeit, Klimagerechtigkeit, Flucht und Frieden. Kinder und Jugendliche engagieren sich dort auch für den guten Zweck. So können sie beim LaufWunder mit wenigen Schritten einen Beitrag für inklusiven Turnunterricht im Kongo, die Renovierung eines Schulgebäudes im Südsudan oder für einen sicheren Schulweg im Libanon leisten.

Bei Internationalen Freiwilligeneinsätzen (www.internationalerfreiwilligeneinsatz.at/) können sich junge Erwachsene in Projekte der Caritas einbringen und Partnerorganisationen vor Ort tatkräftig unterstützen. Interkulturelle Verständigung, gegenseitige Achtung und gelebte globale Solidarität können so entstehen.

0,7%-Ziel für Entwicklungszusammenarbeit rasch umsetzen

Eine wichtige Voraussetzung, um Kindern und Jugendlichen auch in den ärmsten Regionen der Welt den Zugang zu Bildung und hinaus aus der Armutsspirale zu ermöglichen, ist ein ausreichend dotiertes Budget für Entwicklungszusammenarbeit.

Knapp: „Das international vereinbarte Ziel von 0,7 Prozent des BNE für Entwicklungszusammenarbeit muss von allen Ländern – auch von Österreich – rasch umgesetzt werden. Gerade angesichts der multiplen Krisen weltweit muss die globale Armutsbekämpfung im Vordergrund stehen. Wir müssen es schaffen, Kindern und Jugendlichen in den ärmsten Ländern der Welt durch langfristige Projekte und Programme wieder Hoffnung zu geben und die Armutsspirale durch qualitative Bildung zu durchbrechen.“